Ein Sprengsatz soll sich in einer Skulptur befunden haben, die an den Journalisten von einer Besucherin geschickt worden war, teilte RIA Nowosti mit. Der Anschlag ereignete sich in einem Café am Universitäts-Ufer im Zentrum Sankt-Petersburgs. Eine Überwachungskamera hielt den Augenblick des Anschlags fest:
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 24 Verletzte des Bombenanschlags in medizinische Einrichtungen gebracht, 6 von ihnen im ernsten Zustand, 18 im mittelschweren und leichten Zustand.
Der Sprengsatz hatte nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden eine Sprengkraft von mehr als 200 Gramm TNT. Ein Video aus dem Inneren des Lokals zeigte verheerende Wirkung der Explosion: Tische und Stühle sind umgeworfen, das bislang einzige Todesopfer des Anschlags, der Militärblogger und Journalist Wladlen Tatarskij liegt in einer Blutlache:
Auch das russische Ermittlungskommitee veröffentlichte ein Foto der Verwüstung:
Ermordet wurde Tatarskij während eines Treffens mit seinen Lesern. Zum Zeitpunkt der Explosion befanden sich bis zu 80 Menschen im Café. Da die Veranstalung von vielen Besuchern gefilmt wurde, tauchen nun im Netz immer mehr Details des Geschehens auf. So zeigt der Telegram-Kanal REN TV beispielsweise, wie die Statue an den Journalisten überreicht worden war. Sie wurde ihm als ein vermeintliches Geschenk von einer Leserin an ihn übergeben.
Maxim Fomin, der das Pseudonym Wladlen Tatarskij angenommen hat, war 40 Jahre alt. Der Blogger stammte aus dem Donbass und lebte lange in Makejewka. Seit 2014 war er Mitglied der Volkmiliz. Im Jahr 2020 zog er nach Moskau, wurde Schriftsteller und veröffentlichte mehrere autobiografische Bücher.
Nach Beginn der russischen Militäroperation kehrte Fomin nach Donbass zurück und hilet sich seitdem fast ausschließlich im Kriegsgebiet auf um von dort authenitische Kriegsberichterstattung zu machen. Er führte seinen eigenen Telegram-Blog mit 570.000 Abonnenten, der letzte Eintrag hat der Autor um 16:00 veröffentlicht.
Nach Angaben der Veranstalter, der Bewegung “Cyber Z Front”, befanden sich etwa 80 Personen in der Halle. “Alles war wie immer, wir veranstalten ähnliche Events schon seit einem Jahr, es gab keinen Verdacht”, zitiert einen der Gesprächsparter der Telegram-Kanal Readovka.
Weitere Augenzeugen sagten, dass Tatarskij und die Frau, die die Statue ihm geschenkt haben soll, einander kannten. “Die Schenkung kam mir aber komisch vor. In diesen Zeiten einer prominenten Person ein Geschenk zu überreichen… Ich hatte ein ungutes Gefühl”, sagte Telegram-Kanal Mash ein Besucher.
Zahlreiche Freunden und Kollegen des Bloggers reagierten mit tiefer Bestürzung auf die Nachricht über seinen Tod. Der Militärkorrespondent Semjon Pegow (Projekt WarGonzo) schrieb im Namen seiner Redaktion:
“Wladlen hatte lange an der Front mit ukrainischen Nazis gekämpft. Er war an den heißesten Orten der Militäroperation gewesen und kam immer lebend heraus. Doch der Krieg fand ihn in einem Café in St. Petersburg.
Er glaubte mit ganzer Seele an den Sieg und setzte alles daran, ihn näher zu bringen. Es ist unsere moralische Pflicht, sein Andenken zu ehren und unsere gemeinsame Sache trotz unserer Feinde weiterzuführen. Keiner ist vergessen. Nichts ist vergessen.”
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