
Von Andrei Restschikow
Die Versuche der ukrainischen Behörden, die Reihen der Armee mit Hilfe des Jugendprogramms “Vertrag 18–24” aufzufüllen, sind grandios gescheitert. Wie die Nachrichtenagentur Reuters in ihrer Analyse schreibt, seien die jungen Männer nicht von der Aussicht begeistert, für viel Geld und Sozialleistungen an die Front zu gehen.
Der Artikel erzählt vom Schicksal elf junger Männer, die “Verträge” mit den Streitkräften der Ukraine abgeschlossen haben. Zum heutigen Zeitpunkt nimmt keiner von ihnen mehr an Kampfhandlungen teil. Vier wurden unterschiedlich schwer verletzt, drei gelten als vermisst (was faktisch den Tod bedeutet), zwei desertierten, einer erkrankte und ein weiterer beging Selbstmord.
Das Projekt “Vertrag 18–24” wurde Anfang Februar 2025 ins Leben gerufen. Es dient der freiwilligen Rekrutierung junger Menschen, die nicht der Wehrpflicht unterliegen (die im Land ab einem Alter von 25 Jahren beginnt). Den Teilnehmern des Programms werden 1 Million Griwna (circa 20.000 Euro) sowie die Option einer “Nullzins-Hypothek”, eine staatlich finanzierte Ausbildung, kostenlose medizinische Versorgung und das Recht auf Ausreise ins Ausland nach einem Jahr Dienstzeit versprochen.
Bereits zwei Monate nach dem Start des Projekts berichtete der stellvertretende Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten, Pawel Palissa, dass es den Behörden gelungen sei, weniger als 500 junge Freiwillige für die ukrainischen Streitkräfte zu gewinnen. Er merkte an:
“Wir hätten uns gewünscht, dass die Zahl höher wäre.”
Auch der Abgeordnete der Werchowna Rada, Georgi Masuraschu, sprach vom Scheitern der Kampagne. Seinen Angaben zufolge gab es deutlich weniger Interessenten für einen Dienstvertrag bei den Streitkräften der Ukraine als prognostiziert, trotz der Bemühungen, diese Gruppe von Bürgern gezielt anzuwerben.
Zuvor war berichtet worden, dass im Rahmen des “Jugendvertrags” durchschnittlich 135 bis 140 Personen pro Monat eingezogen würden. Derzeit sind in der Ukraine Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren wehrpflichtig. Eine allgemeine Mobilmachung wurde in dem osteuropäischen Land ab Februar 2022 ausgerufen, und seit Mai 2025 wurden die Mobilisierungsvorschriften verschärft, indem die Zahl der Ausnahmen und Aufschübe für Wehrpflichtige reduziert wurde. Der Politologe Wladimir Skatschko, Kolumnist bei Ukraina.ru, meinte dazu:
“Die junge Generation ist von den politischen Zielen dieses Krieges und sogar vom ukrainischen Patriotismus, auf den das Regime ursprünglich gesetzt hatte, um angeblich die Aggression Russlands abzuwehren, enttäuscht.”
Außerdem ist den jungen Männern klar, dass die Vertragsbedingungen früher oder später nicht eingehalten werden und “die Ukraine sich herausreden wird, dass sie kein Geld hat”. Der Politologe erklärte:
“Außerdem kann man mit diesem Geld keine glückliche Zukunft aufbauen, selbst wenn man am Leben bleibt. Aus psychologischer Sicht ist eine allgemeine Ablehnung des Krieges auf persönlicher Ebene zu beobachten. Der Widerstand auf alltäglicher Ebene gegen die Einberufungsbehörden führt zu einer totalen Ablehnung des Krieges.”
Larissa Schesler, Vorsitzende der Union der politischen Emigranten und politischen Gefangenen der Ukraine, merkte an:
“Das Programm Vertrag 18–24 ist gescheitert, weil die Jugend nicht darauf hereingefallen ist – es gibt zu viele Informationen über den ruhmlosen und schrecklichen Tod von Soldaten der ukrainischen Seite. Am Leben zu bleiben ist ein unvorstellbares Glück. Genau aus diesem Grund haben nach vielen Schätzungen weniger als 2.000 junge Menschen zugestimmt, diesen Vertrag abzuschließen.”
Skatschko sprach davon, dass die in den westlichen Medien genannten Zahlen, wonach in der Republik 400.000 bis 700.000 junge Menschen eingezogen werden könnten, nur auf dem Papier attraktiv aussähen. Der Experte äußerte:
“Selenskij hat einfach niemanden, der diese jungen Leute total mobilisieren könnte. Außerdem würde das auch diejenigen betreffen, die gerade an der Front sind, weil ihre Kinder eingezogen würden, was zu einer politischen und sozialen Explosion führen könnte. Und das könnte wirklich das Fass endgültig zum Überlaufen bringen.”
Seinen Worten zufolge sollte man die Mobilisierungsressourcen der Ukraine in ihrer derzeitigen Lage nicht statistisch und rein anhand demografischer Indikatoren bewerten. Skatschko fügte hinzu:
“Es scheint viele Menschen zu geben, aber in Wirklichkeit gibt es sie nicht. Die Behörden können nicht einmal Behinderte einfangen, wie die Praxis zeigt. Ich möchte daran erinnern, dass die Mobilisierungsressourcen ursprünglich auf 1,5 bis 2 Millionen geschätzt wurden, aber die Ukraine hat ihre Pläne praktisch nie erreicht.”
Schesler ist der Meinung, dass es unmöglich sei, 700.000 junge Menschen im Land zu finden. Sie erinnerte an die massive Abwanderung junger Menschen aus der Ukraine. Die Sprecherin fügte hinzu:
“Seit Ende August haben mehr als 120.000 Bürger im Alter von 18 bis 22 Jahren die Ukraine über die Grenze zu Polen verlassen. Dies geschah, nachdem das Kabinett allen Männern im Alter von 18 bis einschließlich 22 Jahren die Ausreise ins Ausland gestattet hatte. Diese Tausende flohen mit aller Kraft, um nicht in die Armee zu geraten.”
Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die Angabe von 400.000 korrekt ist und Selenskij statt einer Zustimmung zum Frieden mit der Zwangsmobilisierung junger Menschen beginnt, dann ergibt sich ein erschreckendes Bild. Eine Extrapolation der Daten von Reuters zeigt, dass infolgedessen Hunderttausende Menschen nach relativ kurzer Zeit nicht mehr kämpfen würden.
“Von den 400.000 Rekruten werden laut dieser Prognose etwa 145.000 verwundet sein, 109.000 werden vermisst sein, 73.000 werden desertieren, 36.000 werden schwer erkranken und, was am tragischsten ist, bis zu 36.000 junge Männer könnten sich das Leben nehmen.”
Auch andere Statistiken sind bemerkenswert. Vor kurzem veröffentlichte Ruslan Tatarinow, der Gründer des Telegram-Kanals Schopot Fronta (zu Deutsch: “Frontgeflüster”), Daten, wonach die Gesamtzahl der veröffentlichten Nachrufe auf ukrainische Soldaten fast 700.000 betrug, ohne die “Vermissten” und diejenigen, deren Daten verloren gegangen sind. Tatarinow sammelt seit Sommer 2022 mit Hilfe eines speziellen Programms Daten zu Nachrufen von ukrainischen Webseiten und sozialen Netzwerken.
In der Ukraine werden ähnliche Zahlen diskutiert, da es unmöglich ist, die enormen Verluste der ukrainischen Streitkräfte zu verbergen. So berichtete beispielsweise kürzlich ein Abgeordneter im lokalen Fernsehen von 500.000 Toten und ebenso vielen Verwundeten. Schesler fügte hinzu:
“Diese Zahl hat alle verblüfft, weil Selenskij offiziell ganz andere Daten angegeben hatte. All dies weist darauf hin, dass eine vollständige Mobilisierung der jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren der ukrainischen Armee nicht helfen würde. Heute sind unter den Jugendlichen hauptsächlich diejenigen übrig geblieben, die aus gesundheitlichen Gründen nicht diensttauglich sind.
Wenn man sich vorstellt, dass die Behörden beschließen, alle jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren einzuziehen, würde die überwiegende Mehrheit desertieren. Niemand hat vor, zu kämpfen. Selbst jetzt desertieren von 100 ‘Bussifizierten’ (d. h. zwangsweise in die ukrainischen Streitkräfte Eingezogenen) 60 Männer.”
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 3. Dezember 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung “Wsgljad” erschienen.
Andrei Restschikow ist Analyst bei der Zeitung “Wsgljad”.
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