Die Schweizer Bundesverwaltung hat in den vergangenen Jahren kräftig in Podcasts investiert, um ihre Arbeit der Öffentlichkeit näherzubringen. Trotz hoher Produktionskosten und aufwendiger Formate scheint das Interesse der Zuhörer jedoch kaum vorhanden zu sein. Statt sachlicher Informationen dominieren oft selbstgefällige Inhalte, die nur wenige erreichen.
Insgesamt flossen rund eine Million Franken in die Produktion zahlreicher Podcasts. Ob Armee, Bundesamt für Gesundheit oder die “nationale Netzwerkstelle für Regionalentwicklung” – fast jede Behörde hat ihr eigenes Audioformat auf den Markt gebracht.
Doch die Resonanz ist ernüchternd: Manche Folgen werden teilweise nur von zwanzig Personen gehört.
Ein besonders teures Beispiel ist der Podcast “Ein Plus für die Menschlichkeit” des Departements für auswärtige Angelegenheiten, das die Arbeit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) bewirbt. Mit einem Budget von 300.000 Franken wurden hochrangige Mitarbeiter interviewt, die ihre eigene Arbeit lobpreisen. Kritik oder problematische Aspekte sucht man vergebens. Trotz des hohen Aufwands wurde der Podcast im Sommer eingestellt, nachdem die Folgen im Schnitt nur 300 Mal gehört wurden.
Auch andere Bundesämter haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Bundesamt für Gesundheit gab 210.000 Franken für den Podcast “Spectra” aus, der mittlerweile aus Kostengründen eingestellt wurde. Das Bundesamt für Kultur produzierte einen Podcast zu den Schweizer Literaturpreisen, der teilweise nur zwanzig Hörer erreichte – bei Kosten von 53.000 Franken.
Einzig die Schweizer Armee konnte mit ihrem Podcast “Schweizer Armee Podcast” Erfolge verbuchen. Mit 5.400 Hörern pro Folge ist er das einzige Format der Bundesverwaltung, das ernsthaft am Markt bestehen kann.
Hinter dem Podcast-Boom steht ein größerer Trend: Die Verwaltung setzt zunehmend auf PR-Formate, die die eigene Arbeit in einem positiven Licht darstellen. Die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit sind seit 2017 um 40 Prozent auf 110 Millionen Franken pro Jahr gestiegen. Doch ob diese teuren Produktionen im Interesse der Bevölkerung liegen, bleibt fraglich.
Die Frage, die sich stellt, lautet: Warum sollte es einen interessieren? Die Antwort darauf scheint die Bundesverwaltung noch schuldig zu bleiben.
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