Die österreichischen Sozialdemokraten haben nach der Wahl ihres Vorsitzenden am Wochenende auf dem Sonderparteitag in Linz den falschen Kandidaten zum Sieger erklärt. Am Montag gab die SPÖ dann bekannt, dass nicht der Landeshauptmann des Burgenlands Hans Peter Doskozil die Wahl gewonnen habe, sondern sein Konkurrent Andreas Babler. Zunächst war Doskozil zum Sieger erklärt worden.
Am Montag trat die Leiterin der Wahlkommission Michaela Grubesa vor die Presse und erklärte, bei der Auszählung wären die Stimmen vertauscht worden. Der Fehler sei bei der Übertragung in eine Excel-Tabelle passiert. Tatsächlich habe Doskozil nur 280 Stimmen bekommen, Babler dagegen 317 Stimmen.
Der Fehler wurde am Montag bei einer Neuauszählung zufällig entdeckt. Die war nötig geworden, um aufklären zu können, warum eine Stimme fehlte. Ein Journalist hatte am Sonntag per Twitter auf die eine fehlende Stimme hingewiesen. Daraufhin zählte die SPÖ die Stimmen noch einmal aus – und bemerkte den gravierenden Fehler.
Michaela Grubesa, Leiterin der Wahlkommission erklärt: Aufgrund eines technischen Fehlers, wurden am Parteitag die Stimmen falsch zugeordnet.Das korrekte Ergebnis der Voristzwahl lautet:Hans Peter Doskozil: 280 Stimmen (46,51%).Andreas Babler: 317 Stimmen (52,66%). (1/2)
— SPÖ (@SPOE_at) June 5, 2023
Die Partei habe sich bei Doskozil entschuldigt, erklärte Grubesa. Neuer Parteichef ist nunmehr der als links geltende Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler.
316+279=595 und nicht 596. pic.twitter.com/httSiXM7B8
— Martin Thür (@MartinThuer) June 3, 2023
Doskozil akzeptierte noch am Montag seine Niederlage. Er gratulierte Babler “zum Gewinn der Wahl und zum Vorsitz der Bundespartei recht herzlich”. Für ihn selbst sei “das Kapitel Bundespolitik damit ein für alle Mal abgeschlossen”.
Babler hat den Wahlsieg bislang noch nicht angenommen. Er gab der Wahlkommission den Auftrag, die Stimmen nochmals auszuzählen, und sprach von einem “Tiefpunkt”, der für die ganze Partei schmerzhaft sei: “Ich möchte mich für das Bild, das Teile unseres Apparats abgegeben haben, aus tiefstem Herzen entschuldigen.”
Niemand braucht Excel, um lächerliche 603 Stimmen auszuzählen. Es sollte klar sein, dass die Mitglieder der Wahlkommission die Auszählung aller Stimmen verfolgen müssen. Ich glaube der @SPOE_at kein Wort.
— f.luebberding (@luebberding) June 5, 2023
Wie es mit der SPÖ weitergeht, ist noch nicht klar. Am Dienstagvormittag soll die Wahlkommission tagen. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Wahl noch einmal wiederholt wird. Derweil wird nicht nur in den sozialen Medien darüber debattiert, ob eine derartige “Panne” wirklich denkbar ist – oder ob sie nicht möglicherweise absichtlich herbeigeführt wurde.
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