Der Anteil der Zahlungen in Rubel für Exporte nach Europa lag im dritten Quartal bei über 65 Prozent und erreichte damit einen Rekordwert seit Beginn der Statistiken. Dies geht aus den Daten der Zentralbank hervor, berichtet die Zeitung Iswestija. Gleichzeitig sinkt der Prozentsatz der Abrechnungen in den Währungen unfreundlicher Länder auf ein Minimum von 27,9 Prozent. Auf andere Währungen entfallen die restlichen 6,8 Prozent. Iswestija erklärt:
“Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Situation grundlegend geändert. Ende des Jahres 2019 lag der Anteil der Zahlungen in Rubel für Exporte nach Europa bei nur 19 Prozent. Im Jahr 2022, nach der Einführung umfangreicher Sanktionen gegen Russland, unterzeichnete Präsident Wladimir Putin jedoch ein Dekret zur Umstellung der Zahlungen für Erdgaslieferungen an die EU und andere unfreundliche Länder auf Rubel, um die Abrechnungen in toxischen Währungen – US-Dollar und Euro – aufzugeben. Aufgrund der Sanktionen geht der Handelsumsatz mit Europa nun allgemein zurück. Russland liefert aber weiterhin Energieressourcen, die nun in Rubel bezahlt werden müssen. Das erklärt einen so hohen Anteil der Landeswährung.”
Iswestija berichtet auch, dass Russlands Verrechnungen in Landeswährung mit anderen Ländern in Afrika und Asien ebenfalls dynamisch zunehmen. Obwohl dies nicht so überraschend ist wie die Ergebnisse für Europa. Doch das ist noch nicht alles. Nach den Statistiken der Zentralbank gewinnt der Rubel allmählich an Stärke und spielt auch bei der Importabrechnung eine immer größere Rolle. Iswestija schreibt:
“Im dritten Quartal ist der Rubelanteil an den Importzahlungen ebenfalls gestiegen. In allen Kategorien liegt er bei 46 Prozent. Auf andere Währungen entfallen rund 33 Prozent der Zahlungen, auf Währungseinheiten unfreundlicher Länder 21 Prozent. Das heißt, dass ausländische Partner mit unserem Geld nicht nur die von ihnen benötigten Waren bezahlen, sondern auch bereit sind, Geld für ihre Waren zu erhalten. Der Rubel ist also bereits im Ausland gefragt.“
Diese positive Dynamik hat jedoch auch eine negative Seite. Es sind die vermehrten Abrechnungen in Rubel, die ihn letztendlich schwächen. Je weniger die Exporte in Euro oder US-Dollar bezahlt werden, desto weniger ausländisches Geld kommt ins Land, bemerkt Alexander Potawin, ein Analyst der Finanzgruppe Finam. Dementsprechend werde der Rubel mittelfristig weniger stabil erscheinen. Langfristig könnte er jedoch gewinnen, sagen Experten. So bemerkt Wenera Schaidullina von der russischen Plechanow-Universität für Wirtschaft:
“Wenn Exportzahlungen in Rubel erfolgen, steigt die Nachfrage nach der Landeswährung seitens ausländischer Partner. Das schafft eine stabilere Grundlage für den Rubelkurs. Je aktiver er bei internationalen Transaktionen verwendet wird, desto stärker wird in der Zukunft seine Position.“
Mehr zum Thema – Wer profitiert von einem schwachen Rubel?