Wie die Junge Welt am Mittwoch berichtete, widmet sich derzeit eine Sonderausstellung des Jüdischen Museums “POLIN” in Warschau dem Schicksal der Zivilisten während des Aufstands im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren.
Neben verschreckend-beeindruckenden Bildern handeln die Texte eines Ausstellungsraumes von einer “gigantischen Enttäuschung jüdischer Polen über die Gleichgültigkeit ihrer nichtjüdischen Landsleute”. Ein Zeitzeuge sagte:
“Sie schauen auf uns wie auf einen exotischen Stamm irgendwo in Afrika.”
Ein weiterer verglich die “kalten Blicke der nichtjüdischen Warschauer” auf die Zwangsmärsche der Ghettobewohner in die Züge zum Vernichtungslager Treblinka mit denen der “Zuschauer bei den römischen Gladiatorenspielen”.
Im April kritisierte die am Institut für Holocaustforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften beschäftigte Sozialwissenschaftlerin Barbara Engelking hinsichtlich der neuen Ausstellung im Fernsehsender TVN24, dass viele Polen während des Krieges “die Chance gehabt [hätten], mit ihren jüdischen Mitbürgern solidarisch zu sein”; dies hätten jedoch nur wenige getan, einige hätten sich zum Teil sogar bereichert. Prompt kam es zum Eklat. Engelking habe nach Lesart der Regierungspartei PiS eine “antipolnische” Ausstellung konzipiert. Die polnische Nation, die Engelkings Institut finanziere, müsse sich nicht bieten lassen, für ihr Steuergeld öffentlich diffamiert zu werden. Sofort wurde der Etat des Instituts zusammengestrichen.
Warschau will die polnische Nation als ein Kollektiv der “Gerechten unter den Völkern” darstellen, wie es Junge-Welt-Autor Reinhard Lauterbach formuliert. Doch offenbar hatte dieses Kollektiv auch starke Brüche.
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