In einem Exklusivinterview mit dem US-Magazin The American Conservative sagte AfD-Chefin Alice Weidel auf die Frage nach einem möglichen Austritt Deutschlands aus der EU, dass Berlin die EU nicht braucht, um zu überleben, das Gegenteil sei der Fall. Trotzdem verhalte sich die EU so, als wäre es genau umgekehrt. “Sie tut so, als müssten wir Deutschen unsere vitalen Interessen zurückstellen, um das ‘europäische Projekt’ nicht zu gefährden.” Das sei “ein groteskes Zerrbild”. Entweder lerne die EU, auf unsere nationalen Interessen Rücksicht zu nehmen, oder sie wird verschwinden, fügte Weidel hinzu.
AfD’s Alice Weidel in conversation with the American Conservative:”Germany does not need the EU to survive. They act as if we Germans have to put our vital interests aside in order not to endanger the ‘European project.’ This is a grotesque distortion.” pic.twitter.com/Vs2Pu6Toeb
— The American Conservative (@amconmag) January 6, 2025
Dann äußerte sich die AfD-Chefin über die Rolle der USA in der Weltpolitik. Sie befänden sich in einem ewigen Kampf zwischen Expansionismus und Isolationismus, der wahrscheinlich schon seit der Unabhängigkeit der USA tobt. “Das macht es für andere Nationen, vor allem für uns Deutsche, ein bisschen schwierig.” Einerseits beschwere sich die amerikanische Regierung zum Beispiel über die deutsche Energiepolitik und die Nord-Stream-Pipeline, zugleich wolle sie aber auch keine Führungsrolle in Europa übernehmen.
Vom gewählten US-Präsidenten erwarte sie, dass er die deutsche Souveränität anerkennt. “Wenn Präsident Donald Trump fordert, dass Deutschland künftig die Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen müsse, sollte er auch die Konsequenzen deutlich machen. Dass wir (…) unsere eigenen Entscheidungen treffen werden und er sie akzeptieren muss.”
“Die vielen Kriege der letzten 30 Jahre, in Europa, im Nahen Osten, an allen sollten wir uns auf Wunsch der USA beteiligen. Aber warum sollten wir das tun? Wir brauchen keine Kriege mehr zu führen, wir haben uns bereits aus der Geschichte verabschiedet.”
Die NATO sei gerade dabei, sich neu zu definieren. “Wir sind gespannt, welche Richtung der neue amerikanische Präsident einschlagen wird.” Viel könne man selbst dazu noch nicht sagen, das wird sich in den nächsten Jahren zeigen, sagte Weidel. Eine AfD-geführte Regierung werde den Verteidigungsetat deutlich erhöhen, aber man wird das Geld auch sinnvoller einsetzen”, sagte die AfD-Chefin bezüglich der Sicherheitspolitik Europa.
Zum Thema “Bundeswehr” fügte Weidel hinzu, dass Deutschland die “ineffizienteste Armee der Welt” habe. Es sei fast egal, welches Land Deutschland angreifen würde, “wir würden von fast jedem besiegt werden”. Der Reformbedarf in der Bundeswehr sei immens.
“Als die Ukraine nach dem russischen Einmarsch Waffen von Deutschland verlangte, haben wir ihnen zunächst nur Helme geliefert. Die ukrainischen Behörden dachten, wir wollten sie beleidigen. Aber mehr konnten wir eigentlich nicht hergeben. Was wir der Ukraine seitdem geliefert haben, waren die noch funktionsfähigen Waffensysteme aus unseren Depots. Jetzt können wir das nicht mehr. Alles ist fast aufgebraucht.”
Deutschland würde sich über die Europa-Politik mit den USA abstimmen. “Aber dafür müssen die USA wissen, in welcher Welt sie leben wollen. Denn wenn es ein Imperium sein soll, dann müssen sie selbst dafür kämpfen, ihr Blut und ihre Güter opfern. Erwarten Sie nicht, dass die Unfreien diesen Kampf für Sie übernehmen.” Damit kritisierte Weidel Deutschlands Intervention in den Ukraine-Krieg, der als Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland interpretiert wird.
Weidel kritisierte Deutschlands Rolle in der Weltpolitik im westlichen Lager:
“Ist es das, was die Vereinigten Staaten wollen? Deutschland als Kolonie? Eine Kolonie, die nicht das Recht hat, über ihre eigene Energiepolitik zu entscheiden? Eine Nation, die nicht das Recht hat, ihren eigenen Weg zu gehen, wohin er auch führen mag?”
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