Die ehemalige WDR-Verwaltungsdirektorin und promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin Katrin Vernau ist seit dem 7. September die Nachfolgerin der entlassenen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger. 22 von 23 Rundfunkratsmitgliedern hatten für die Abberufung von Schlesinger gestimmt. Diese geriet durch die Einfädelung fragwürdiger Beraterverträge und Bauprojekte, kostspielige Umbauvorstellungen der genutzten Chefetage, eine immense Gehaltserhöhung mit zusätzlichem Boni-System sowie großzügige Abendveranstaltungen auf Kosten der GEZ-Gebührenzahler und die Nutzung eines edlen Dienstwagens mit Massagesesseln in den Fokus der Medienberichterstattung.
Die neu gekürte rbb-Intendantin Vernau hatte kurz nach ihrem Amtsantritt angekündigt, offensiver über aktuelle und kommende korrigierende Strukturmaßnahmen des Senders, wie zum Beispiel ihre Gehaltshöhe, zu informieren. So erhält sie keinen eigenen Dienstwagen mit entsprechendem Fahrer, jedoch eine üppige Vergütung. Das Bruttogehalt ihrer Vorgängerin Schlesinger betrug Angaben zufolge im Jahr 2021 insgesamt 338.058 Euro. Nach wiederholten Anfragen der regionalen Berliner Tageszeitung B.Z. beim rbb informierte das Blatt nun in einem Artikel:
“Donnerstagfrüh trat Vernau ihr Amt in der RBB-Chefetage an. Für 295.000 Euro pro Jahr.”
Dieses “Jahresgehalt der Interimsintendantin” ist seit dem 16. September auch auf der Webseite des rbb nachzulesen. Die B.Z. weist darauf hin, dass dies “rund 50.000 Gehaltserhöhung gegenüber Vernaus altem Job als WDR-Verwaltungsdirektorin” darstelle. Ebenfalls im Vergütungspaket enthalten ist eine BahnCard 100. Brandenburgs CDU-Fraktionschef Jan Redmann kommentierte gegenüber dem Regionalblatt:
“Ich bin enttäuscht und wütend, dass die Führungsetage des rbb selbst in dieser Situation nicht bereit ist, ein Signal der Bescheidenheit zu senden. Wir müssen den Gehaltsrahmen im Rundfunk-Staatsvertrag verbindlich festlegen!”
Die Bekanntgabe einer Gehaltshöhe dieser Größenordnung wird dem zuvor schwierigen Start von Vernau nicht gerade förderlich sein. Der rbb-Redaktionsausschuss und die Vertretung der freischaffenden Mitarbeiter des rbb äußerten Anfang September eindeutige Kritik an der Vorgehensweise, dass es keine “Auswahl von mehreren Kandidaten” für einen Schlesinger-Nachfolgekandidaten gab. Die Freienvertretung teilte laut einem Spiegel–Artikel diesbezüglich mit:
“Das Agieren des WDR-Intendanten (Buhrow) im Umgang mit der rbb-Führungskrise wurde in der rbb-Belegschaft mit großer Skepsis wahrgenommen. Allein der Eindruck, mit Frau Vernau werde eine Statthalterin des WDR eingesetzt, wäre eine erhebliche Bürde.”
Tom Buhrow ist nicht nur aktueller ARD-Vorsitzender (als Nachfolger von Schlesinger in dieser Position), sondern auch der leitende WDR-Intendant, also ehemaliger Arbeitgeber der frisch gekürten rbb-Intendantin Vernau. Am Dienstag lud Buhrow nach einer Klausur mit leitenden Mitarbeitern der neun Anstalten des Senderverbunds zu einer Pressekonferenz nach Köln. Die Welt berichtet zu den jüngsten Ereignissen der Causa “Umbau des rbb” dazu in einem Artikel:
“Dass sich seine Vorgängerin Patricia Schlesinger heimlich erhebliche Gehaltszuschläge für den ARD-Vorsitz einstrich, sei ihm nicht bekannt gewesen, eröffnet er den Journalisten: ‘Ich habe das genauso fassungslos gelesen wie Sie.'”
Wer für den finalen Entschluss der üppigen Gehaltsausstattung von rbb-Intendantin Vernau verantwortlich ist, wurde nicht bekannt gegeben. Anfang September wurde eine Liste der Gehälter “von weiteren Mitgliedern der rbb-Führung intern bekannt gegeben und durch einzelne Mitarbeiter nach außen getragen”, so Informationen des Berliner Kuriers. Demnach erhält die “Leitung Contentbox Kultur” 177.493,75 Euro. Weitere Gehälter der rbb-Leitungsebenen bewegen sich “zwischen 127.000 und 162.000 Euro”, heißt es im Artikel.
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