Von Darja Wolkowa
Am Montag hat der Pressesprecher des russischen Verteidigungsministeriums Generalleutnant Igor Konaschenkow berichtet, dass in der Nacht zuvor Russlands Streitkräfte mit luft- und seebasierten Langstrecken-Präzisionswaffen einen Raketenschlag gegen Objekte des ukrainischen Militärindustriekomplexes ausgeführt hatten. Der Angriff habe eine Störung der Arbeit von Betrieben, die Munition, Waffen und Kriegsgerät für das ukrainische Militär produzieren, zur Folge gehabt.
Insbesondere griffen die russischen Streitkräfte Eisenbahninfrastruktur und Munitions- und Betriebsstoffdepots in der Stadt Pawlograd im Gebiet Dnjepropetrowsk an. Das ukrainische Militär hätte diese für eine Offensive am Frontabschnitt Saporoschje versammelt, berichtete Wladimir Rogow, der Vorsitzende der Bewegung “Wir sind zusammen mit Russland”. Rogow vermutet, dass die Ukraine nun mit Logistikproblemen konfrontiert wird, was die geplante Gegenoffensive für mehrere Tage oder gar Wochen verzögern würde.
Wie der Verwaltungsvorsitzende des Gebiets Dnjepropetrowsk Sergei Lyssak erklärte, wurden auf das Gebiet sieben Raketen abgefeuert, von denen einige angeblich durch die ukrainische Luftabwehr abgeschossen worden seien. Die Anzahl der Treffer nannte er nicht, meldete aber die Beschädigung eines Industriebetriebs in der Stadt. Darüber hinaus riefen Pawlograds Behörden die Einheimischen auf, Fotos und Videoaufnahmen von den Folgen des Angriffs auf ukrainische Militärobjekte nicht im Netz zu veröffentlichen.
Die Folgen des Angriffs auf den Verkehrsknotenpunkt in Pawlograd wurden von russischen Kriegsberichterstattern gezeigt. Insbesondere wurden entsprechende Aufnahmen im Telegramkanal Operazija Z: Wojenkory Russkoi wesny (Operation Z: Kriegsberichterstatter des Russischen Frühlings) veröffentlicht.
Der Militärexperte Boris Roschin meldet auf Telegram, dass der russische Angriff auf ukrainische Militärobjekte an diesem Frontabschnitt eine “lokale Apokalypse” herbeigeführt habe. “Es wurden Sekundärexplosionen beobachtet. Möglicherweise wurde ein Zug mit Technik und Munition zerstört. Jedenfalls ist es eine großartige Arbeit, es muss mehr und öfter passieren”, schreibt er.
Wie das russische Verteidigungsministerium auf Telegram berichtet, wurden in der Nacht neben Pawlograd auch andere Orte angegriffen. So sei bei Ugledar in der Donezker Volksrepublik eine Kommandeursbeobachtungsstelle zerstört worden. Darüber hinaus seien Stabsstellen und logistische Infrastrukturobjekte vernichtet worden.
Der Militärhistoriker und Leiter des Museums für Luftabwehrtruppen Juri Knutow erklärte in einem Gespräch mit der Zeitung Wsgljad:
“Präzisionsangriffe werden gegen Stabsstellen und Gefechtsstände des Gegners sowie gegen Technik, Munition und Personal unternommen. Man kann feststellen, dass wir begonnen haben, Maßnahmen zu ergreifen, um eine Konzentration des Gegners an bestimmten Frontabschnitten zu verhindern.”
“Trotzdem bereitet die Kiewer Regierung die Gegenoffensive weiterhin vor. Deswegen müssen wir Handlungen unternehmen, um die Verwirklichung ihrer Pläne zu stören und die Gegenoffensive zu vereiteln”, erklärte er.
“Heute können wir beobachten, dass der Gegner Luftabwehrkomplexe, darunter Raketenkomplexe, näher an die Frontlinie verlegt. Natürlich beobachten wir sie und vernichten sie nach Möglichkeit. Je mehr davon außer Gefecht gesetzt werden, desto geringer die Chancen, dass die angreifenden ukrainischen Truppen vor Luftangriffen geschützt werden können”, bemerkte der Experte.
“Deswegen gilt unsere Priorität der Vernichtung von Komplexen der Typen S-300 und Buk sowie von Gepard-Flakpanzern, die in einigen Fällen gegen tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt werden können”, so Knutow.
Der Militäranalytiker Michail Onufrienko erklärte der Zeitung Wsgljad:
“Aufnahmen aus Pawlograd zeigen, dass die Explosionen tatsächlich heftig waren. Wir sehen eine einen riesigen Feuerschein und große Explosionen von Munition. Die Art der Explosionen lässt vermuten, dass dort Luftabwehrkomplexe, wahrscheinlich vom Typ S-300, zerstört wurden.”
“Die Heftigkeit der Explosionen und der Sekundärexplosionen legen die Vermutung nahe, dass sich die Angriffe gegen Lager richteten, in denen große Mengen an Munition für die Gegenoffensive angesammelt wurden. Darüber hinaus gab es Angriffe auf die Pawlograder Chemiefabrik, die für die ukrainische Rüstungsindustrie arbeitet. Es ist verwunderlich, dass es nicht früher getan wurde, denn dort werden Sprengmittel für die Rüstungsindustrie hergestellt”, fügte der Experte hinzu.
“Genauso logisch und unausweichlich waren Angriffe auf die Eisenbahn-Infrastruktur. Lange Zeit griffen wir die Energie-Infrastruktur an und ließen die Verkehrsinfrastruktur außer Acht. Dabei drängten sich solche Aktionen seit langem auf”, bemerkte er.
“Wenn wir schon keine Brücken in der linksufrigen Ukraine vernichten, ist es zumindest notwendig, Eisenbahnknotenpunkte nahe der Frontlinie zu zerstören. Denn gerade dort werden ständig Verstärkungen im Vorfeld der bevorstehenden Gegenoffensive versammelt”, fügte Onufrienko hinzu. “Es ist klar, dass solche Ereignisse dem Gegner nicht zum Nutzen gereichen. Dabei werden sie die Gegenoffensive an sich und die Notwendigkeit, sie abzuwehren, kaum abwenden. Deswegen tun wir unsererseits alles, um diese Abwehr in der Zukunft zu erleichtern”, erklärte der Experte.
Wladimir Rogow merkte im Gespräch mit der Zeitung Wsgljad an:
“Buchstäblich gestern hat das ukrainische Militär die Verlegung von einigen Brigaden an den Frontabschnitt Saporoschje beendet. Ein Teil davon wurde gerade in Pawlograd zusätzlich verstärkt. Ebenfalls dort befanden sich die Hauptbasen und -reserven für die Offensive an diesem Frontabschnitt. Deswegen denke ich, dass der Angriff ihre Angriffsfähigkeiten erheblich beeinträchtigen wird.”
“Die Angriffe richteten sich unter anderem gegen die Pawlograder Chemiefabrik. Dort werden Sprengmittel produziert, die bei der Herstellung von Raketenkomplexen Grom-2 genutzt werden”, sagte er.
“Dieser Rüstungsbetrieb war für die ukrainische Armee äußerst wichtig. Natürlich ist es möglich, die Produktion in Pawlograd neu aufzunehmen oder sie in eine andere ukrainische Stadt zu verlegen, doch dafür werden beträchtliche finanzielle Mittel und Zeit nötig sein, über die Kiew nicht verfügt”, erklärte Rogow.
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei Wsgljad.
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