Am Montag ist ein Artikel der Zeitung Washington Post erschienen, in dem Journalisten über die vermeintliche Teilnahme ukrainischer Sicherheitsdienste an mehreren Operationen auf Russlands Territorium berichten. Unter Berufung auf mehr als zwei Dutzend amtierende und ehemalige Beamte aus ukrainischen und US-amerikanischen Sicherheitskreisen sei bestätigt worden, dass der Inlandssicherheitsdienst (SBU) und der Militärnachrichtendienst (GUR) der Ukraine Ermordungen zahlreicher russischer Staatsbürger begangen haben sollen, wie etwa von Darja Dugina, der Tochter des Philosophen und Politologen Alexander Dugin, und vom Ex-U-Boot-Kommandanten Stanislaw Rschizki. Die Autoren erwähnen im Artikel einen Militärblogger, der in einem Café in Sankt Petersburg ermordet wurde. Unter solchen Umständen kam im April 2023 der Kriegsberichterstatter Wladlen Tatarski ums Leben. Darüber hinaus habe die Ukraine Angriffe auf die Krim-Brücke und russische Schiffe im Schwarzen Meer sowie den Drohnenanschlag auf den Kreml durchgeführt.
Die Washington Post führte keine Einzelheiten in Bezug auf die Tötung des Militärbloggers an, präsentierte aber dennoch einen detaillierten Bericht über den Tod Duginas. Demnach seien die Bombenkomponenten, die in Duginas Auto explodierten, im Pkw einer Frau versteckt worden, und zwar in einer Katzentransportbox. Auf diesem Weg habe das tödliche Material im Sommer 2022 unbemerkt die russische Grenzkontrolle passiert. Russische Behörden verdächtigten Natalja Wowk dieses Verbrechens, eine Staatsbürgerin der Ukraine. Die Washington Post gab den Namen der Frau allerdings nicht bekannt. Wie die Quellen der Zeitung verrieten, sei das eigentliche Ziel der Explosion Ende August nicht Dugina gewesen, sondern ihr Vater, der sich als aktiver Befürworter der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine positioniere.
Stanislaw Rschizki wurde im Juli dieses Jahres in der Stadt Krasnodar getötet, erinnert die Zeitung. Ihm soll beim Joggen in einem Park ein Unbekannter mehrmals in den Rücken und in die Brust geschossen haben. Rschizki war als Ex-Kommandant eines U-Boots der russischen Schwarzmeerflotte und zum Zeitpunkt des Todes als Vize-Leiter der Abteilung für Mobilisierungsarbeit in Krasnodar bekannt. Nach dem Unfall gab die GUR eine zurückhaltende Erklärung ab, in der sie ihre Verantwortung dementierte. Gleichzeitig seien genaue Einzelheiten von Rschizkis Tod verzeichnet worden. Unter anderem habe die GUR festgestellt, dass “der Park wegen des starken Regens menschenleer war”, weshalb es keine Zeugen gegeben habe. Beamte in Kiew bestätigten gegenüber der Washington Post, dass die GUR für die Mordtat verantwortlich gewesen sei.
Als wichtiger Bestandteil dieser und anderer Operationen nannte die Zeitung Kiews Kooperation mit dem US-Auslandsgeheimdienst (CIA). Seit dem Jahr 2015 habe die CIA die ukrainischen Geheimdienste aktiv ausgebildet. Im Rahmen dieser Arbeit seien zwei Einheiten eingerichtet und Personalreformen durchgeführt sowie neue Ausrüstung und Spezialfahrzeuge angeschafft worden. Die Ukraine habe Aufklärungsdaten mit amerikanischer Ausrüstung erhalten und an Kollegen in den USA weitergeleitet, die sie entschlüsselt und die erforderlichen Analysen durchgeführt haben sollen. Dabei sei die aktive Beteiligung der CIA an ukrainischen Operationen entschlossen zurückgewiesen worden. Der Auslandsgeheimdienst ziele mit der Kooperation nur auf eine Ausweitung der Möglichkeiten der ukrainischen Kollegen. Darüber hinaus hätten die USA alle potenziellen Probleme der Operationen der Ukraine klar mitgeteilt, so ein US-Beamter. Die Zeitung verweist hierbei darauf, dass keine größere Operation des SBU oder der GUR ohne eine Genehmigung, wenn auch eine stillschweigende, des Präsidenten Wladimir Selenskij unternommen werde.
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