Der Politiker Norbert Röttgen, seit Mai 2025 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und zuständig für die Bereiche Auswärtiges und Verteidigung, konnte der Zeit-Redaktion ausführlich seinen Unmut über den Friedensplan seitens Washington darlegen. Der Artikel erklärte einleitend, dass der von den USA vorgelegte 28-Punkte-Plan zu einem möglichen Ende des Ukrainekriegs demnach “Schockwellen ausgelöst” habe. Diese seien auch dem langjährigen CDU-Außenpolitiker und Transatlantiker weiterhin anzumerken.
Einleitend erklärt Röttgen zu seiner persönlichen Wahrnehmung nach Erstbetrachtung des veröffentlichten Plans in den Medien, dass “ganz offensichtlich” sei, dass die vorgestellten 28 Punkte “zwischen Geschäftsleuten, nämlich Kirill Dmitrijew auf der russischen und Steve Witkoff auf der amerikanischen Seite”, ausgehandelt wurden. Allein diese Wahrnehmung sei “schon erschütternd genug” gewesen.
Nach persönlicher Auswertung würde sich daher folgendes Gesamtbild für den stellvertretenden Vorsitzenden der amerikanisch-deutschen Initiative Atlantik-Brücke abzeichnen:
“Die USA [werden] sich auf die Seite Putins schlagen und sowohl die Souveränität der Ukraine als auch die Sicherheit Europas verkaufen. Die bisherige Annahme von einer transatlantischen Allianz mit und einer Sicherheitsgarantie durch die USA ist damit nicht mehr vereinbar.”
Deutschland müsse daher seine Außenpolitik nun neu ausrichten, da “wir nicht mehr in der Welt leben, die es bis hierhin gab”. Für Röttgen sei nur schwer zu ertragen – “so deutlich muss man das sagen” – dass Washington sich rein im Eigeninteresse nun gegen die EU richtet. Dazu erklärt er:
“Aber jetzt hat man sich eindeutig russische Forderungen zu eigen gemacht, mit dem Motiv, selbst Kasse zu machen. Die Amerikaner verlangen etwa, dass die in der EU eingefrorenen russischen Milliarden nicht etwa der Verteidigung der Ukraine zugutekommen, sondern in einen Fonds fließen, dessen Gewinne am Ende zur Hälfte an die USA gehen. Noch einmal: Das hätte ich mir nicht vorstellen können.”
Der CDU-Politiker unterstütze die aktuelle Außenstrategie des Kanzleramts, die Politik von Friedrich Merz “war absolut richtig”, um erneut zu betonen und weiter auszuführen:
“Das muss man so deutlich sagen. Das ist jetzt die zweite Zeitenwende. Die Zeitenwende I war die Rückkehr des Krieges nach Europa durch Russland. Die Zeitenwende II ist die Entscheidung der USA, sich bei Fragen der europäischen Sicherheit auf die Seite des Krieg führenden Diktators zu schlagen.”
Das politische Berlin müsse sich daher in der Außenpolitik “grundsätzlich neu orientieren”, darum sei jetzt aktuell “wieder politische Führung gefragt, die Bevölkerung mitzunehmen, anders geht es nicht”, so der enttäuschte Transatlantiker erläuternd. Dazu erklärt Röttgen:
“Wir müssen unsere Sicherheit umfassender denken, etwa die Fähigkeiten unserer Geheimdienste ausweiten. Wir können uns die Selbstbeschneidung des Bundesnachrichtendienstes nicht mehr leisten, weil wir uns ja auch da immer nur auf andere, wie zum Beispiel die USA, verlassen. So werden wir erpressbar.”
Die 28 Punkte zeigen, dass die aktuelle US-Regierung bereit ist, ukrainische Souveränität und europäische Sicherheit zu opfern, wenn der Preis stimmt. Das ist mit unserer bisherigen Vorstellung einer verlässlichen transatlantischen Allianz unvereinbar.https://t.co/WxzYyGey68
— Norbert Röttgen (@n_roettgen) November 24, 2025
Der CDU-Politiker sei sich zudem sicher, dass “jede Sicherheitsgarantie für die Ukraine seitens der USA durch das aktuelle amerikanische Verhalten unglaubwürdig geworden ist”. Seine Empfehlung samt Mutmaßung lautet wörtlich:
“Das Land [die Ukraine] muss zum Stachelschwein hochgerüstet werden, so abschreckend daherkommen, dass jeder weitere Angriff für Russland hoffnungslos erscheint. Wir müssen es der Ukraine erlauben, sich so auszurüsten, wie es nötig ist (…) Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Putins Kopf in nächster Zeit überhaupt der Gedanke besteht, diesen Krieg zu beenden.”
Für Röttgen zeige der US-Friedensplan, dass durch “das Zerwürfnis, das jetzt zwischen den USA und Europa entstanden ist”, sich die politische Gegenwart für den russischen Präsidenten als “ein gigantischer politischer Erfolg” darstellen würde.
Diese Realität würde Wladimir Putin “in seinem Kriegskurs noch einmal bestätigen”, so das mehrfache Kuratoriumsmitglied, unter anderem bei den Stiftungen Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. und der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR).
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