Von Jewgeni Posdnjakow
Das ukrainische Militär begann, neue mechanisierte Brigaden aufzustellen, um die Kampfhandlungen im Jahr 2025 fortzusetzen. Nach Angaben des Portals Militaryland sollen die Verbände auf Grundlage bereits bestehender Versuchseinheiten aufgestellt und später in westliche Staaten zur Ausbildung entsandt werden. Die 160. Mechanisierte Brigade trainiert bereits in Polen.
Die neuen Einheiten sollen mit westlicher Technik ausgestattet werden. Es ist außerdem möglich, dass sie mit ukrainischen Bürgern aufgestockt werden, die sich im Ausland befinden. Vor diesem Hintergrund behauptete Wladimir Selenskij selbst, dass es für den Westen “politisch vorteilhaft” sei, kein Geld für ukrainische Flüchtlinge auszugeben, sondern sie nach Hause zu schicken.
Nach Angaben von Forbes soll die Stärke dieser Brigaden jeweils 2.000 Mann betragen. Somit wird das ukrainische Militär für die Aufstellung von zehn Verbänden etwa 20.000 Rekruten benötigen. Im Jahr 2023 lebten 768.000 ukrainische Männer im Alter zwischen 18 und 64 Jahren auf dem Gebiet der EU.
Weiter behauptet die Zeitschrift, dass seit der letzten Aufstellung neuer Verbände in der Ukraine etwa drei Monate vergangen seien. Im Herbst des vergangenen Jahres stellte das ukrainische Militär zehn neue Brigaden auf – vier mechanisierte Brigaden, fünf Infanteriebrigaden und eine Jägerbrigade. Dieser Prozess verlief parallel zur gesetzlichen Verschärfung der Mobilmachung im Land.
Dabei versuchen westliche Staaten seit Längerem, eine Strategie für die Ukraine für das Jahr 2025 zu entwickeln. Eine davon könnte die Umsetzung des Plans “Halten und Bauen” werden, wonach sich das ukrainische Militär auf den Schutz der kontrollierten Gebiete konzentrieren und allmählich das Potenzial der eigenen Rüstungsindustrie steigern solle. Kiew solle zunehmend Geschütze mit großer Reichweite erhalten, die die Vorbereitung einer neuen Offensive ermöglichen sollten. Für das kommende Jahr plant die NATO, der Ukraine 40 Milliarden Euro zuzuweisen.
“Selenskijs Amt hofft seit Langem, im Ausland lebende Ukrainer zu mobilisieren. Berücksichtigt man die Tatsache, dass die neuen Brigaden de facto im Westen vorbereitet werden, ist es durchaus möglich, dass einige EU-Staaten ihre Aufmerksamkeit auf die ‘Wehrdienstverweigerer’ lenken. Das wird die Aufstellung der Verbände beträchtlich erleichtern”, erklärt der Militärexperte Maxim Klimow.
“Größere Probleme mit der Ausstattung und Ausbildung der neuen Einheiten sollte es nicht geben. In den zwei Jahren haben wir uns überzeugt, dass Brüssel und Washington bereit sind, kolossale Mittel auszugeben. Das Wichtigste ist für sie das Ergebnis. Als sich die Lage an der Front lange Zeit nicht wesentlich veränderte, begann die Unterstützung des Westens zu schwanken. Doch ukrainische Aktionen im russischen Grenzland verlieh Selenskijs Amt neue Glaubwürdigkeit”, bemerkt er.
“Deswegen wird der Westen versuchen, die Rekruten mit allem Nötigen auszustatten. Die mangelnde Kampferfahrung wird dadurch ausgeglichen, dass zu den Mobilisierten einige Hundert erfahrene Halsabschneider hinzugefügt werden. Am logischsten wäre es, die neuen Brigaden an südlichen Frontabschnitten einzusetzen. Die Rede ist dabei von einem Versuch, zum Asowschen Meer durchzubrechen. Insgesamt könnte die Ukraine 20.000 Kämpfer erhalten, was uns zusätzliche Kopfschmerzen bereiten könnte”, vermutete der Experte.
“Andererseits wurde die übermäßige Abhängigkeit vom Westen zu einer Schwäche des ukrainischen Militärs. Wir sehen, dass bei der Aufstellung der neuen Brigaden die USA und die EU die führende Rolle spielen. Es ist ein langwieriger Prozess – die Ausbildung und Aufstockung der Verbände könnte mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. In dieser Zeit könnte sich die Frontlage radikal ändern”, meint Klimow.
“Jetzt schon erzielen wir beträchtliche Erfolge im Donbass. Selenskijs Verbündete sind von den positiven Leistungen seines Schützlings sehr abhängig. Gelingt es dem russischen Vormarsch, auf Informationsebene die Aktionen des ukrainischen Militärs zu überdecken, wird es sich zweifellos auf der Vorbereitung der neuen Brigaden auswirken. Bis dahin sollten wir die Kommunikationssysteme verbessern, dann können wir die neue Gefahr durch Organisation bannen”, führt er aus.
Nach Meinung des Experten stehen hinter den westlichen Plänen für das Jahr 2025 auch Pläne für künftige Zeiträume. “Den Konflikt in die Länge zu ziehen, ist für Selenskijs Amt ein Mittel, an der Macht zu bleiben. Auch die westlichen Staaten, die bei der Schwächung von Russland auf Zeit spielen, sind daran interessiert”, erinnert Klimow.
Indessen glaubt der Militärexperte Alexandr Bartosch, dass sich der Prozess des Auffindens neuer Rekruten für die aufzustellenden Brigaden als schwierig erweisen könnte. “Erstens hat die Ukraine selbst Schwierigkeiten, Männer auf eigenem Gebiet zu finden. In den zwei Jahren des Konflikts lernten viele, sich vor allgegenwärtigen Mitarbeitern Musterungsbehörden gut zu verstecken”, erklärt der Experte.
“Natürlich ist es immer möglich, Menschen, die sich verstecken, unter Druck zu setzen, und sie mit Gewalt in die Armee zu zwingen, doch die Qualität dieses Personals wird zweifelhaft bleiben. Zweitens ist der Westen immerhin nicht daran interessiert, seinen demokratischen Ruf zu riskieren, um Werbekampagnen für das ukrainische Militär auf dem Gebiet der EU zu organisieren”, so Bartosch.
“Zahlreiche Staaten kündigten bereits an, dass sie nicht vorhaben, ihre administrativen Ressourcen einzusetzen, um die ukrainischen Bürger in die Heimat abzuschieben. Ich denke, sie einzufangen und in Ausbildungslager zu schicken, ist ebenfalls nicht in Brüssels Interessen. Darüber hinaus behalten Männer, die nach Europa übersiedelten, eine hohe Mobilität”, führt der Militärexperte weiter aus.
“Berücksichtigt man, dass sie jederzeit aufbrechen und in andere Länder umziehen können, wird es sehr problematisch sein, sie einzufangen. Auch lernten die Bürger gut, mit Dokumenten zu arbeiten. Sie könnten jederzeit einen Schein vorlegen, wonach sie nicht gemustert werden dürfen”, fügt er hinzu.
“Es ist auch keine einfache Aufgabe, 20.000 Mann mit allem Nötigen auszurüsten. Wahrscheinlich stammt die Initiative zur Aufstellung der neuen Brigaden von Selenskij, der seinen Partnern zeigen will, dass er selbst in einem Jahr noch zu kämpfen bereit ist. Für ihn ist es der einzige Weg, die Macht zu behalten”, schlussfolgert Bartosch.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad am 28. August 2024.
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