Präsident Donald Trumps Beschränkungen der Auslandshilfe und die Streichung einer wichtigen Agentur, die Programme in aller Welt finanziert, könnten dem größten Widersacher der USA – China – eine Chance für den Machtausbau in der Welt bieten.
Seit der Auflösung der US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) hat Trumps “America First”-Agenda bei einigen US-Politikern und Experten die Sorge geweckt, dass die USA ihren globalen Einfluss an ihre Rivalen abtreten, insbesondere zu einer Zeit, in der sich Washington über den wachsenden Einfluss Pekings auf Kosten amerikanischer Interessen Sorgen macht.
Die Auslandshilfe bot den USA eine Quelle “weicher Macht”, die es ihnen ermöglichte, Allianzen zu schmieden und Gegner zu konfrontieren, um die nationale Sicherheit zu stärken, ohne Truppen, Waffen oder andere Zwangsmittel einsetzen zu müssen.
“Die zweite Trump-Administration wird das Ziel für China erreichen, mehr globalen Einfluss auszuüben”, sagte Feng Zhang, Gastwissenschaftler am Paul Tsai China Center der Yale Law School, bei einer Debatte in Washington. Dennis Wilder, Senior Fellow bei der Initiative for U.S.-China Dialogue on Global Issues an der Georgetown University, argumentiert dagegen, dass der globale Einfluss über die Auslandshilfe hinausgehe, da die USA das mächtigste Militär der Welt befehligten und ihr Dollar das Finanzsystem dominiere.
Die beiden Länder – die wichtigsten Akteure in der globalen Entwicklung – nutzen die Auslandshilfe unterschiedlich. Die meisten chinesischen Gelder werden als Schulden ausgegeben und in der Regel für Energie- und Infrastrukturprojekte verwendet.
Dagegen wurden die meisten US-Gelder als Zuschüsse oder Darlehen mit niedrigen oder gar keinen Zinssätzen in Bereichen wie öffentliche Gesundheit und humanitäre Hilfe ausgezahlt, so AidData, ein Forschungslabor für internationale Entwicklung am Global Research Institute der William & Mary University.
In Peru halfen chinesische Gelder beim Bau des 1,3 Milliarden Dollar teuren Megahafens in Chancay, der im November 2024 während eines Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping eröffnet wurde. Die US-Auslandshilfe in Peru wurde hingegen zur Finanzierung von Kaffee und Kakao als Alternativen zur Kokainproduktion verwendet.
Wegen der unterschiedlichen Art der finanzierten Projekte sei es zwar unwahrscheinlich, dass China einspringe, wenn sich die USA zurückzögen. Aber Peking gewinne trotzdem, weil es bei der Auslandshilfe um den Aufbau von Beziehungen und guten Willen gehe, so Samantha Custer, Direktorin für Politikanalyse bei AidData. Das werde Pekings Image, ein verantwortungsvoller Partner und globaler Führer zu sein, unterstützen und gleichzeitig Zweifel an den USA säen, sagte sie. “Die allgemeine Auswirkung des Einfrierens der US-Hilfe ist eine Rückkehr zur militarisierten Diplomatie, bei der die sanfte Macht zugunsten der harten Macht zurückgedrängt wird”, sagte sie.
Die Frage, ob die USA damit China und Russland die Möglichkeit gäben, ihren Einfluss in der Welt zu vergrößern, verneinte der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz. Er sagte kürzlich in der NBC-Sendung “Meet the Press”, dass “diese Missionen und Programme … allzu oft nicht mit den strategischen Interessen der USA übereinstimmen, wie zum Beispiel China zurückzudrängen.”
In Panama hat die Trump-Administration die Regierung derweil dazu gebracht, aus der Belt and Road Initiative auszusteigen, Pekings Vorzeigeprogramm für die Entwicklung in Übersee.
Mehr zum Thema – Trump nennt Selenskij einen “Diktator ohne Wahlen”