Von Hans-Ueli Läppli
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent runtergeschraubt – ein Schritt, den die meisten Experten schon auf dem Zettel hatten. Grund sind die wackelige Wirtschaftslage und eine Inflation, die kaum noch zuckt.
Warum jetzt?
SNB-Chef Martin Schlegel sieht die Gefahr, dass die Inflation weiter sinkt – von 0,7 Prozent im November 2024 auf magere 0,3 Prozent jetzt. Mit der Senkung will er die Preisstabilität retten, ohne die Konjunktur zu sehr aufzuputschen. Die SNB rechnet mit einem gemächlichen Wachstum, während in Europa der Inflationswind abflaut.
Die SNB steht unter Druck: Drohende US-Zölle und Deutschlands “Megaschulden” – ein kontroverses Paket, das am 18. März 2025 den Bundestag passierte und Hunderte Milliarden Euro für Verteidigung und Infrastruktur freisetzt – könnten die Inflation leicht anstacheln.
Deutschlands “Megaschulden” – ein wuchtiges Finanzpaket vom 18. März 2025 – pumpen den Euro auf, weil Milliarden in Rüstung und Infrastruktur fließen. Für die Schweiz wird’s spannend: Teurere Importe drücken, und die SNB muss entscheiden, ob sie den Franken absenkt oder stabil hält. Kritiker jenseits der Grenze schimpfen über eine Schuldenfalle mit bis zu 200 Milliarden Euro Zinsen, doch die Eidgenossen reiben sich die Hände – ein künstlich teurer Euro macht den Franken attraktiver. Ein frecher, aber schlauer Schachzug, solange die Schweizer Schuldenbremse nicht wackelt.

Was heißt das für wen?
- Industrie: Die kränkelnde verarbeitende Industrie, etwa Zulieferer der deutschen Autobranche, könnte durch billigere Kredite Luft bekommen.
- Mieten: Der Referenzzinssatz für Mieten ist im März schon gefallen – hier bewegt sich erst mal nichts.
- Hypotheken: Kurzfristige SARON-Hypotheken könnten günstiger werden, bei festen Zinsen tut sich wenig.
- Franken: Kein Ruckeln am Euro-Wechselkurs – die Senkung war eingepreist. Deutschlands Schuldenpaket hat da mehr Gewicht.
- Sparen: Banken könnten die Sparzinsen bald kürzen – bei früheren Zinshochs waren sie ja auch nicht so fix dabei.
- Inflation: Ein leichter Anstieg ist drin, weniger wegen der SNB, sondern weil EU-Investitionen den Euro stützen und Importe teurer machen.
- Börse: Aktien laufen gut, aber das liegt eher an staatlichen Milliarden für Straßen und Panzer als an der SNB.
Finanzexperte Christopher Grunder nennt den Zinsschritt der SNB einen schlauen Zug und tippt auf weitere Senkungen bei den Eidgenossen:
“Deutschlands ‘Megaschulden’ hätten die Schuldenlawine losgetreten, und die SNB sollte diese Wende im europäischen Wirtschaftsgetriebe clever ausspielen. Ein schwächelnder Franken peppt Schweizer Aktien zusätzlich auf – genau im Takt mit dem Trend, dass Kapital von US- zu europäischen Titeln umschichtet: Weg mit Tesla, her mit Rheinmetall, so läuft der Trend.”
Das dreiköpfige Direktorium der SNB entscheidet in der Regel viermal jährlich, jeweils gegen Quartalsende, über die Zinssätze. Die nächste Zinsentscheidung ist für den 19. Juni geplant.
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