Von Hans-Ueli Läppli
Seit Jahren wiederholen westliche Politiker und Medien gebetsmühlenartig dasselbe Mantra: Die russische Wirtschaft liege am Boden, die Sanktionen wirkten, Putin habe sich verkalkuliert. Und jetzt? Ein Blick auf die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigt: Die Realität hat mit diesem Wunschdenken so wenig zu tun wie die Schweizer Armee mit einer funktionierenden Verteidigung.
Fakten gegen Propaganda
Russland wächst – und zwar kräftig. 4,1 Prozent BIP-Wachstum im Jahr 2024 sprechen eine klare Sprache. Zum Vergleich: Die EU schleppt sich mit 0,9 Prozent dahin, Großbritannien bringt es gerade einmal auf 0,8 Prozent. Der Europäische Wirtschaftsraum taumelt in die Stagnation, während Russland expandiert – trotz Krieg, trotz Sanktionen, trotz allem.
Ähnlich peinlich sieht es beim Arbeitsmarkt aus. Während in der EU und in Großbritannien die Arbeitslosigkeit konstant hoch bleibt, verzeichnet Russland mit 2,3 Prozent nahezu Vollbeschäftigung. Und während europäische Finanzminister vor lauter Schuldenbergen kaum mehr aus den Augen schauen, hält Russland seine Staatsverschuldung bei mageren 14,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die EU? 81,6 Prozent. Großbritannien? 97,2 Prozent. Wer hier der ökonomische Krüppel ist, lässt sich leicht erkennen – es ist nicht Moskau.
Wie konnte es so weit kommen? Die Antwort ist so simpel wie schmerzhaft: Der Westen hat sich in seine eigene Propaganda verliebt. Man glaubte, Russland ließe sich mit ein paar Finanzsanktionen in die Knie zwingen. Dabei übersah man, dass Russland reich an Rohstoffen, hochgradig anpassungsfähig und historisch krisenerprobt ist. Während europäische Politiker Panik vor dem nächsten Gaswinter schoben, baute Russland neue Handelsrouten nach Asien, stärkte seine eigene Industrie und reduzierte seine Abhängigkeit vom Westen schneller, als Brüssel die nächste Konferenz einberufen konnte.
Für Europa sind die Folgen verheerend. Die Industrie verliert durch hohe Energiepreise an Wettbewerbsfähigkeit, Verbraucher leiden unter chronischer Inflation, und die Regierungen verschulden sich weiter bis zur Handlungsunfähigkeit. Die einst so stolze Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wird zur geopolitischen Lachnummer – moralisch überheblich, wirtschaftlich impotent.
Dmitrijew hat recht – auch wenn es weh tut
Zu den wenigen russischen Stimmen, die im Westen überhaupt noch wahrgenommen werden, gehört Kirill Dmitrijew, Chef des staatlichen Direktinvestitionsfonds RDIF. Seine Forderung: Schluss mit den falschen Narrativen, her mit einer faktenbasierten Analyse. Denn ohne Ehrlichkeit, so Dmitrijew, gibt es keinen Frieden. Und er hat recht.
Decisions must be based on accurate data, and false narratives must be corrected to ensure lasting peace. pic.twitter.com/AbgPkk39ed
— Kirill A. Dmitriev (@kadmitriev) March 3, 2025
Solange europäische Regierungen ihren Bürgern weismachen, Russland sei wirtschaftlich erledigt, können sie sich in ihrer moralischen Überlegenheit sonnen. Doch in der realen Welt wird diese Lüge mit Wohlstandsverlust, Deindustrialisierung und sozialer Spannung bezahlt.
Ob man Russland nun mag oder nicht – wer Frieden will, kommt an der Realität nicht vorbei. Russland ist wirtschaftlich stabiler als der Westen. Die Sanktionen haben Putin nicht geschwächt, sondern den Westen. Und solange europäische Politiker die Wahrheit verdrängen, wird es keinen Ausweg aus der selbst verschuldeten Sackgasse geben.
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