Russland hält den Vatikan nicht für einen angemessenen Ort für Verhandlungen mit der Ukraine. Wie Reuters im Gespräch mit mehreren namentlich nicht genannten Beamten der russischen Regierung erfahren hat, sorgt der Status des Heiligen Stuhls als Sitz der katholischen Kirche für starke Bedenken in Moskau.
Moskau würde für Verhandlungen eher Nahostländer als den Vatikan bevorzugen, wie etwa die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar und Oman, betonte Reuters. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte sich bei den Golfstaaten und der Türkei wiederholt für ihre Versuche bedankt, ein Ende des Konflikts zu vermitteln.
Der Vatikan werde in Russland nicht als maßgebliche Kraft angesehen, die einen so komplexen Konflikt lösen könnte, sagte eine russische Quelle gegenüber Reuters. Der Heilige Stuhl sei zudem eine Enklave auf dem Territorium des EU- und NATO-Mitglieds Italien. Potenzielle Mitglieder einer russischen Delegation könnten wahrscheinlich wegen westlicher Sanktionen nicht einmal in den Vatikan einreisen.
Angesichts dieser Bedenken scherzte eine weitere Reuters-Quelle, der einzige noch bessere Ort für ein russisch-ukrainisches Treffen als der Vatikan sei wohl Den Haag. Der in Den Haag ansässige Internationale Strafgerichtshof hatte zuvor einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin wegen angeblicher Kriegsverbrechen erlassen.
Am vergangenen Freitag erklärte der russische Außenminister Sergei Lawrow, dass ein Treffen zweier orthodoxer Länder im katholischen Vatikan “etwas unelegant” und für den Heiligen Stuhl selbst “nicht sehr bequem” wäre.
Papst Leo XIV. hatte die Bereitschaft kommuniziert, ein Treffen zwischen Russland und der Ukraine abzuhalten. Dieses Angebot wurde ferner von der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bestätigt.
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