In einem Editorial, das wie ein frischer Wind durch die Schweizer Alpen weht, nimmt Roger Köppel in der Weltwoche die zunehmende Aufrüstung in Europa und die damit verbundene, überzogene Angst vor einer russischen Expansion unter die Lupe.
Im Kontext des Ukraine-Kriegs und der globalen Reaktionen betont Köppel, dass die militärische Stärke Russlands zwar beängstigend wirke, jedoch nicht das gefürchtete Ziel verfolge, Europa zu erobern. Der Artikel trägt den Titel: Putin will Europa nicht erobern.
Köppel kritisiert die weitverbreitete These in den Mainstream-Medien, dass Russland zeitnah einen Angriff auf andere europäische Staaten plane. Zahlreiche Experten, insbesondere aus Deutschland, verbreiten die Vorstellung, dass der russische Präsident Wladimir Putin 2028 oder spätestens 2030 einen “imperialen Eroberungskrieg” starten werde. Köppel hinterfragt jedoch, wie realistisch diese Annahmen sind, und weist darauf hin, dass solche Szenarien die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Konflikts erhöhen könnten, da sie Russland zu einer militärischen Antwort provozieren.
Er verweist auf die widersprüchlichen Einschätzungen vieler Mainstream-Kommentatoren, die einerseits vor einem russischen Übergriff warnen, andererseits jedoch die russischen Streitkräfte im Ukraine-Krieg als ineffektiv und schwach darstellen. Diese Haltung verkennt laut Köppel die eigentlichen Ursachen des Ukraine-Kriegs: Es gehe nicht um einen russischen Expansionsdrang, sondern um eine Reaktion auf die geopolitische Bedrohung durch das Vordringen der NATO an die russischen Grenzen.
In der mittlerweile berüchtigten Talksendung im österreichischen Fernsehen, hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann noch viel abenteuerlichere Statistiken parat. Der Weltbevölkerung von rund 9 Milliarden, möchten wir diese eine nicht vorenthalten. pic.twitter.com/7xeyyEUj2o
— InfraRot _Medien (@Infrarot_Medien) March 26, 2025
Die These, dass Russland die ehemalige Sowjetunion wiederherstellen wolle, sei zwar theoretisch nicht auszuschließen, aber laut Köppel wenig plausibel. Putin habe im Jahr 2022 einen Friedensvertrag angeboten, der für die Ukraine vorteilhafter gewesen wäre als die heutige Situation. Es gebe kaum Anzeichen dafür, dass Putin eine militärische Konfrontation mit dem Westen suche, zumal ein Angriff auf die NATO unweigerlich in einen globalen Konflikt mit den USA führen würde, was aus geopolitischer Sicht unvernünftig wäre.
Köppel erklärt weiter, dass Putin wiederholt betont habe, er sei kein Feind Europas und habe nicht die Absicht, weitere europäische Länder anzugreifen. Dies sollte ernst genommen werden, auch wenn die westlichen Eliten weiterhin einen konfrontativen Kurs verfolgen und jegliche diplomatische Lösung ablehnen. Köppel führt aus, dass die NATO-Osterweiterung eine der Hauptursachen des Konflikts sei und die Weigerung, diesen Aspekt in der westlichen Analyse zu berücksichtigen, die Situation eskalieren lasse.
Abschließend fordert Köppel eine nüchternere Sichtweise und eine Abkehr von der gegenwärtigen Aufrüstungspolitik, die auf der Annahme basiert, Russland sei ein unaufhaltsamer Aggressor. Stattdessen sollte der Westen diplomatische Lösungen suchen und erkennen, dass militärische Aufrüstung langfristig nur zu mehr Konflikten führen könnte.
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