Nicht alle Anwärter auf das Amt des britischen Premierministers können mit diplomatischer Zurückhaltung aufwarten. Dies hat der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow Reportern auf die Frage geantwortet, ob der Kreml die Debatten der Kandidaten verfolge. Laut Peskow registriere Moskau sorgfältig alle Äußerungen der Amtsanwärter. Auf die Frage, ob Moskau bereit sei, Außenministerin Liz Truss zu empfangen, die sich ebenfalls für das höchste Regierungsamt bewirbt, wollte er jedoch nicht antworten.
Peskow fügte hinzu, dass sich Russland auf die Teilnahme am G20-Gipfel vorbereite. Eine Entscheidung über die Durchführbarkeit werde aber erst später getroffen. Gleichzeitig gab der Kremlsprecher an, dass es bei den bilateralen Treffen noch keine Vereinbarungen gebe. Truss hatte wiederholt Kritik an den russischen Behörden geübt. So erklärte Truss am 17. Juli, dass sie im Falle ihrer Ernennung zur Premierministerin ein Treffen auf dem G20-Gipfel in Indonesien anstrebe. Sie erklärte:
“Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir die Stimmen der freien Welt haben, die Wladimir Putin belagern. Ich war bereit, den russischen Außenminister Sergei Lawrow zurechtzuweisen. Und ich bin bereit, es Putin direkt zu sagen und ihn aufzufordern, mit wichtigen Ländern wie Indien und Indonesien zu sprechen. Ich werde dorthin gehen und ihn zu einem Gespräch vorladen.”
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erwiderte, Truss sei nicht alt genug, um jemanden zu belagern oder zu einem Gespräch aufzufordern. Die britische Außenministerin besuchte Moskau im Februar und führte Gespräche mit ihrem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow. Letzterer bezeichnete die Ergebnisse der Gespräche später als erfolglos und nannte sie “ein Gespräch von Stummen mit Tauben”.
Das Amt des britischen Premierministers ist nach dem Rücktritt von Boris Johnson vakant geworden. Neben Truss konkurrieren der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak, die Staatsministerin für Handelspolitik Penny Mordaunt und die ehemalige Ministerin für Gleichstellung und Kommunalverwaltung Kemi Badenoch um das höchste Regierungsamt.
In der Debatte am Vortag haben alle Kandidaten ihre Ansichten zu den Verhandlungen mit Russland dargelegt. So erklärte Badenoch, sie habe nicht die Absicht, Zeit mit Russland zu verschwenden, während Mordaunt sagte, sie werde sich nicht an den Verhandlungstisch setzen, solange die Feindseligkeiten in der Ukraine andauern. Sunak sagte, dass er nicht zum G20-Gipfel fahren würde, wenn der russische Finanzminister Anton Siluanow anwesend wäre.
Mehr zum Thema – Boris Johnson tritt als Parteichef zurück – bleibt aber vorerst Premier