
Von Kirill Strelnikow
Ohne Orchesterbegleitung kam es gestern zu zwei Ereignissen, die unter bestimmten Umständen die Militärlandkarte Europas grundlegend verändern oder, genauer gesagt, in eine Mondlandkarte verwandeln könnten.
Erstens gab der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko bekannt, dass der russische Hyperschallraketenkomplex “Oreschnik” offiziell in seinem Land in Kampfbereitschaft versetzt worden sei. Zur Erläuterung: “Kampfbereitschaft” setzt standardmäßig die Lösung von Aufgaben entsprechender Größenordnung voraus. Zu seiner Zeit teilte der russische Präsident Wladimir Putin unseren Feinden mit, dass der Komplex “Oreschnik” selbst in seiner nichtnuklearen Ausführung zu den strategischen Waffen gehöre. Der Wirkungsbereich strategischer Waffen umfasst nicht eine Stadt, einen Bezirk oder eine Region, sondern mindestens das gesamte Territorium Europas.
Um Europa (das heißt die wichtigsten militärischen Ziele in den NATO-Ländern) unter “sanfter” Kontrolle zu halten, ist eine beträchtliche Anzahl entsprechender Raketen erforderlich. Die Erklärung von Alexander Lukaschenko bedeutet, dass diese Raketen vorhanden sind und einwandfrei funktionieren, obwohl noch vor kurzem derselbe Wladimir Selenskij behauptete, dass “Russland nur noch sechs ‘Oreschnik’-Raketen für Starts übrig hat”. Na ja.
Und zweitens: Einen Tag nach der Erklärung Wladimir Putins, dass die “Oreschnik”-Komplexe bis Ende des Jahres in Russland in Dienst gestellt werden sollten, berichtete der russische Generalstabschef, Waleri Gerassimow, dass in der russischen Armee bereits die erste mit diesen Raketen ausgerüstete Brigade gebildet worden sei. Angesichts der Tatsache, dass Wladimir Putin bereits am 1. August dieses Jahres den Beginn der Serienproduktion dieses Komplexes angekündigt hatte, dürfte die Anzahl der Raketen in unseren Streitkräften ebenfalls etwas mehr als sechs betragen.
Nach der beeindruckenden “Präsentation” des Komplexes “Oreschnik” in der Ukraine im November vergangenen Jahres gerieten westliche Medien und Experten nach dem ersten Schock in Aufregung und begannen, die Aussagen von Wladimir Putin “professionell” zu widerlegen.
So stellte sich heraus, dass die Hyperschallrakete “Oreschnik”
- keine neue Entwicklung sei, sondern eine alte sowjetische Rakete aus den 80er Jahren;
- nicht manövrierfähig sei; ihre Flugbahn sei prognostizierbar, was bedeutet, dass sie leicht abgeschossen werden könne;
- keinerlei Präzision habe; sie sei sogar weniger präzise als US-amerikanische ballistische Raketen aus den 70er Jahren;
- eine lächerliche Zerstörungskraft habe (da am Einschlagsort “keine größeren Zerstörungen und Brände festgestellt wurden”) und außerdem keine Befestigungen mit einer Dicke von mehr als vier bis fünf Metern durchschlagen könne.
In diesem “Epitaph” für den Komplex “Oreschnik” setzte das Polnische Institut für Internationale Beziehungen (PISM) einen Schlusspunkt: “Die Aussagen (Putins) übertreiben die technischen Möglichkeiten dieser Rakete. ‘Oreschnik’ ist keine Kampfwaffe, sondern eine psychologische Waffe gegen die NATO. Derzeit stellt sie keine unmittelbare Bedrohung für das Bündnis dar und verändert in keiner Weise das Gleichgewicht der nuklearen und konventionellen Kräfte zwischen ihm und Russland.” Kurz gesagt: Es bestehe keine Bedrohung, und man könne beruhigt bayerisches oder, besser gesagt, schlesisches Bier genießen.
Bekanntermaßen sperrte der ukrainische Sicherheitsdienst SBU nach dem “Besuch” der “Oreschnik”-Rakete am Standort des ukrainischen Rüstungsbetriebs “Juschmasch” sofort das gesamte Gebiet ab und blockierte jegliche Informationen über den Angriff, während kommerzielle westliche Satelliten sofort begannen, dieses Gebiet zu überwachen.
Doch wie sich herausstellte, sind objektive Daten dennoch über offizielle und inoffizielle Informationskanäle nach außen gedrungen – und nicht jeder kann sie nun ertragen.
Es kam heraus, dass die ukrainischen Feuerwehrleute, die als Erste am Ort des Raketenangriffs eintrafen, von “kleinen Vulkanen, gefüllt mit einer glühenden magmaähnlichen Substanz”, sprachen. Computersimulationen und Berechnungen, die von voneinander unabhängigen Organisationen durchgeführt wurden, belegen, dass dieses Phänomen vollständig dem “normalen Verhalten” der “Oreschnik”-Rakete entspricht. Ihr Sprengkopf, der mit einer Geschwindigkeit von zehn bis elf Mach in den Boden eindringt, stellt einen Kokon aus hochtemperiertem Plasma dar, in dessen Zentrum sich ein superdichter Kern befindet (eventuell ergänzt durch einen speziellen Sprengstoff). Dieser Kokon ist in der Lage, Hindernisse (verstärkte Bunker) mit einer Tiefe von bis zu 40 Metern (und nicht etwa vier bis fünf Metern, wie behauptet wurde) zu durchschlagen. Dies bestätigt Putins Aussage, dass “Oreschnik” die entsprechenden “Zielpersonen” sogar in einer Tiefe von mehreren Stockwerken erreichen könne.
Am Zielpunkt entsteht eine Hyperschall-Stoßwelle, die zusammen mit dem überhitzten Plasma eine ganze Kaskade komplexer exothermer Reaktionen auslöst. Diese Reaktionen finden innerhalb von Nanosekunden statt und führen dazu, dass in großer Tiefe eine riesige Höhle entsteht, in der von jeder festen Substanz im Grunde genommen nur noch Atome übrig bleiben. Dabei sind an der Oberfläche nur kleine “Krater” zu sehen, die auch von den ukrainischen Rettungskräften beobachtet wurden.
Was passieren würde, wenn man all dies mit einer nuklearen Ladung (sechs Sprengköpfe und 36 Submunitionen) kombinieren würde, könnte nur H. P. Lovecraft in seinen Horrorgeschichten beschreiben, wäre er noch am Leben.
Nach der Auswertung dieser neuen Daten wurden die westlichen Stellen etwas zurückhaltender und weniger enthusiastisch.
So informierte die Zeitschrift Foreign Policy in ihrem Artikel “Die neueste russische Rakete – schlechte Nachrichten für die NATO” ihre Leser darüber, dass “ein russischer Angriff mit (sogar) konventionellen Raketen vom Typ “Oreschnik” auf strategische Ziele der NATO – Flugplätze, Kommando- und Kontrollzentren, Raketenabschussbasen – die NATO in eine kritische Lage versetzen könnte, selbst ohne den Einsatz von Atomwaffen durch Putin”, und dass das europäische Raketenabwehrsystem dem nichts entgegenzusetzen habe.
Es kam auch irgendwie ans Licht, dass die Rakete “Oreschnik” bei Starts aus Weißrussland innerhalb einer Minute Vilnius, innerhalb von zwei Minuten Warschau und innerhalb von drei Minuten Berlin “besuchen” kann.
Kein Wunder, dass der “blutige Clown” nach solchen ermutigenden Nachrichten aus Russland hysterisch wurde und sofort zu den Amerikanern lief, um sich zu beschweren, dass “Russland aggressive Signale sendet und sich darauf vorbereitet, das nächste Jahr zu einem Kriegsjahr zu machen”.
Aber für den Widerling war es zu spät, sich zu beschweren: Diejenigen, für die unser Signal bestimmt war, haben es richtig verstanden.
Gut gemacht!
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19. Dezember 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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