In einem Interview mit dem ZDF bekennt mittlerweile selbst Oberst Dr. Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie des Österreichischen Bundesheeres, dass man im Westen (und er selbst in seinen regelmäßigen YouTube-Analysen) die militärischen Fähigkeiten Russlands lange unterschätzt habe.
Russland sei immer noch in der Lage, die Kontrolle über die militärische Entwicklung zu behalten und könne auch nach neun Monaten militärischer Konfrontation noch immer nach Belieben jeden Punkt in der Ukraine angreifen.
Es habe zwar einzelne militärische Erfolge der Ukraine gegeben. Diese würden aber mit den Angriffen Russlands auf ukrainische Infrastruktur neutralisiert. “Die Ukrainer sitzen zwar in Cherson, aber im Dunkeln”, wird Reisner vom ZDF zitiert.
Gleichzeitig seien die europäischen Vorräte an Waffen weitgehend erschöpft, während Russland deutlich besser vorbereitet sei. Reisner hebt hervor, dass die schiere Größe der Ukraine ein Problem für die Verteidigung darstelle. Russland sei es zu Beginn des Konflikts gelungen, ein Drittel der ukrainischen Flugabwehr auszuschalten. Die Lieferungen aus dem Westen konnten das bisher nicht kompensieren. Das Land sei zu groß, um die gesamte systemrelevante Infrastruktur effektiv schützen zu können. Es gebe zu viele Objekte, die es zu schützen gelte. Um der Ukraine die notwendige Ausrüstung liefern zu können, müssten die entsprechenden Kapazitäten erst aufgebaut werden.
Skeptisch sieht der Oberst auch die Berichte des britischen Geheimdienstes, der immer wieder von angeblichen großen Schwächen der russischen Seite berichtet. Bereits seit Beginn der Spezialoperation höre man von dort immer wieder, dass Russland Schwierigkeiten habe, sagt Reisner. Aber faktisch habe Russland darüber die volle Souveränität zu entscheiden, wann es wo angreift. Diese Berichte seien daher eher dem medialen Krieg im Informationsraum zuzuschreiben.
Implizit bedeuten die jüngsten Äußerungen von Reisner auch, dass die Pläne, über das Sanktionsregime den Verlauf der Kampfhandlungen beeinflussen zu können, letztlich gescheitert sind.
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