Nach dem Machtwechsel in Niger droht die Situation zu eskalieren. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verhängte unter Druck des Westens bereits Sanktionen gegen das Land und drohte sogar mit militärischer Intervention. Mali, Burkina Faso und Guinea stellten sich allerdings auf die Seite Nigers. In einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache am Mittwochabend wetterte Nigers neuer Staatschef gegen ECOWAS und rief die Bevölkerung auf, zur Verteidigung des Landes bereit zu sein. Dabei warnte General Abdourahmane Tchiani vor ausländischer Einmischung und militärischer Intervention gegen den Putsch. Er bezeichnete die von der ECOWAS verhängten Sanktionen als “illegal, ungerecht, unmenschlich und beispiellos”.
Historisch hat sich ECOWAS nach der Auflösung der Kolonie Französisch-Westafrika herausgebildet. Die geschichtliche Verbindung an Westen deutet auf einen nach wie vor starken europäischen Einfluss im Bündnis hin.
“Wir rufen daher das gesamte nigrische Volk und seine Einheit auf, all jene zu besiegen, die unserer hart arbeitenden Bevölkerung unsägliches Leid zufügen und unser Land destabilisieren wollen”, so der General. Tchiani, der die Präsidentengarde Nigers befehligt, versprach außerdem, die Voraussetzungen für einen friedlichen Übergang zu Wahlen zu schaffen. Die Präsidentengarde hatte letzte Woche den seit 2021 amtierenden Präsidenten Bazoum in seinem Palast in der Hauptstadt Niamey fest- und anschließend abgesetzt.
Ein auf Recherche basierender UN-Bericht im vergangenen Monat teilte mit, dass viele junge Afrikaner die Putschserie auf dem Kontinent unterstützen. In dem Bericht heißt es, dass “paradoxerweise” die Unterstützung der Bevölkerung für die jüngsten Militärputsche in Afrika “symptomatisch für eine neue Welle demokratischer Bestrebungen ist, die sich auf dem gesamten Kontinent ausbreitet”, da die überwältigend junge Bevölkerung von den bestehenden wirtschaftlichen und politischen Systemen frustriert sei und auf schnellere Veränderungen dränge, als sie durch Wahlen erreicht werden können.
Viele wollten sich einfach nur sicher fühlen, während islamische Extremisten ihr Verbreitungsgebiet in der Sahelzone, südlich der Sahara, ausweiten. “Ich denke, dass eine Militärmacht in Niger ihre militärischen Aktionen besser mit Mali und Burkina Faso koordinieren wird, um den Terrorismus zu bekämpfen”, sagte Harber Cisse, ein in Guinea lebender malischer Staatsbürger, gegenüber The Associated Press. Er glaubt, dass Nigers demokratisch gewählter Präsident, Mohamed Bazoum, “ein Auge zudrücke” und Extremisten erlaubt hätte, nach Mali zu gelangen. Viele Menschen seien der Meinung, dass die Armee die Macht übernehmen sollte, wenn eine zivile Regierung inkompetent sei. In der Sahelzone zirkuliert die Vermutung, dass Frankreich hinter den islamistischen Terroristen stecke, um die einstigen Kolonien weiterhin auszubeuten.
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