Riad – Die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Russland zeigen nach Jahren der Eiszeit erste Zeichen der Entspannung. Beide Seiten haben sich darauf verständigt, regelmäßig Konsultationen zur Ukraine abzuhalten und zügig Verhandlungsteams zu benennen. Dies erklärten hochrangige Vertreter beider Länder am Montagabend in Riad.
Russlands Außenminister Sergei Lawrow betonte, dass man sich darauf geeinigt habe, zeitnah einen strukturierten Verhandlungsprozess zu etablieren.
“Sobald die USA ihre Delegation benannt haben, werden wir unseren Vertreter umgehend festlegen”, so Lawrow.
Die Gespräche, so hieß es weiter, seien von einem konstruktiven Ton geprägt gewesen:
“Wir haben nicht nur zugehört, sondern uns auch gegenseitig verstanden.”
US-Außenminister Marco Rubio unterstrich die Bedeutung nationaler Interessen beider Staaten in diesem Dialog.
“Russland und die USA müssen in geopolitischen und wirtschaftlichen Fragen zusammenarbeiten”, sagte er.
Laut Lawrow gebe es Anzeichen dafür, dass Washington nun offener für die russische Position sei als in der Vergangenheit.
Einigung auf diplomatische Normalisierung
Neben den Gesprächen zur Ukraine einigten sich beide Seiten darauf, den Personalbestand ihrer diplomatischen Vertretungen in Moskau und Washington wieder aufzustocken. Damit solle die Handlungsfähigkeit der Botschaften nach Jahren der Restriktionen und gegenseitigen Ausweisungen wiederhergestellt werden.
Gleichzeitig dementierte Lawrow Berichte über eine vermeintliche Einigung auf einen dreistufigen Plan zur Beilegung des Ukraine-Konflikts. “Solche Informationen haben wir nicht bestätigt”, sagte er. Ein zentrales Anliegen Moskaus bleibe zudem die Verhinderung eines direkten militärischen NATO-Engagements in der Ukraine, auch unter dem Deckmantel von EU- oder nationalen Kontingenten.
Ein weiteres Thema war die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Russland und die USA hätten sich darauf verständigt, Hindernisse für gegenseitig vorteilhafte Handelsbeziehungen zu beseitigen. Laut US-Quellen stand auch ein beidseitiger Moratoriumsvorschlag für Angriffe auf Energieinfrastrukturen zur Debatte. In diesem Zusammenhang verwies Lawrow auf jüngste Drohnenangriffe Kiews auf eine Ölpumpstation in Krasnodar.
“Solche Angriffe gefährden nicht nur Russland, sondern auch die Energiesicherheit Kasachstans”, betonte er.
Die russische Delegation, bestehend aus Außenminister Lawrow und Putins Berater Juri Uschakow, traf am Montag in Riad ein. Die US-Seite wird von Außenminister Marco Rubio, Sicherheitsberater Mike Waltz und dem Nahost-Sonderbeauftragten Steve Witkoff vertreten.
Das Treffen geht auf eine Initiative der Trump-Regierung zurück, die den diplomatischen Dialog mit Russland nach Jahren der Spannungen wieder aufnehmen möchte. Ein 90-minütiges Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in der vergangenen Woche ebnete den Weg für diese Verhandlungen.
Laut Rubio sei es zu früh, über konkrete Ergebnisse zu sprechen, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Aufhebung der Sanktionen gegen Russland. Dennoch betonte er, dass das Gespräch zwischen Trump und Putin den komplexen Ukraine-Konflikt nicht allein lösen könne, weshalb weitere diplomatische Schritte notwendig seien.
Selenskij stellt sich gegen Verhandlungen ohne die Ukraine
Die ukrainische Führung betrachtet die Gespräche in Riad mit Skepsis. Wladimir Selenskij erklärte, dass sein Land zu den Verhandlungen nicht eingeladen worden sei und alle Ergebnisse, die ohne direkte ukrainische Beteiligung erzielt würden, als “null und nichtig” betrachte. Offiziell wird er ebenfalls Saudi-Arabien besuchen, jedoch ohne direkten Bezug zu den laufenden Gesprächen.
Putin machte gegenüber Trump deutlich, dass Russland nicht an einem bloßen Waffenstillstand interessiert sei, sondern auf eine grundsätzliche Lösung des Konflikts dränge. Moskaus Kernforderungen blieben die Neutralität der Ukraine, ihre Entmilitarisierung sowie die Anerkennung der territorialen Realität.
Die Verhandlungsteams sollen nun die Ergebnisse des Treffens in Riad an ihre Präsidenten übermitteln, die über das weitere Vorgehen entscheiden werden.
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