Mit Christoph Gröner ist der nächste Projektentwickler von Prestigeobjekten in die Insolvenz gegangen; zwei Tage nach den Durchsuchungen in einer ganzen Reihe von Gröner-Firmen sogar in die Privatinsolvenz. Die Gröner-Gruppe hatte Ende Oktober Insolvenz angemeldet.
Allerdings handelt es sich bei Gröner um ein ähnlich kompliziertes Geflecht wie bei seinem Projektentwicklerkollegen René Benko. Da gibt es beispielsweise die Gröner Family Office GmbH in Berlin, dann auch noch die Groener Family Office SA, die Gröner Property GmbH Co. KG, die SAS le Ciel, dann die CG Urban RE GmbH, CG Capital GmbH, CG Property Dev GmbH und weitere rund einhundert Projektgesellschaften, bei denen jeweils noch weitere Beteiligte zu finden sein könnten.
Darauf deutet auch der Auslöser für das Insolvenzstrafverfahren hin. Ab August 2024 gab es Ermittlungen gegen eine Reihe von Gröner-Firmen, die von der AOK ausgelöst wurden, bei der sechsstellige Forderungen offen waren. Nachdem diese Forderungen beglichen waren, wollte aber eine Investmentfirma namens Emerald Advisory GmbH, ein Tochterunternehmen der Emerald Mezzanine in Luxemburg, 83 Millionen Euro von der Gröner Group GmbH, was dazu führte, dass am 30. Oktober am Amtsgericht Leipzig ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Fünf Tage später stellte auch die Gröner Group selbst einen Insolvenzantrag.
“Auch Handwerksbetriebe in Leipzig, Merseburg sowie in westdeutschen Städten warten auf Geld von Christoph Gröner, das sie nach erbrachten Leistungen nicht bekommen hätten”, schreibt die Leipziger Volkszeitung (LVZ).
Eine dieser westdeutschen Städte ist Karlsruhe, wo eine der Gröner-Firmen das Neubaugebiet Areal C mit 1.000 Wohnungen errichten soll. Noch Anfang November betonte Gröner gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten, der Insolvenzantrag der Gröner Group GmbH bringe nichts ins Rutschen. Sieben Gesellschaften aus der Gröner-Gruppe, die seitdem ebenfalls Insolvenz beantragt haben, besagen in diesem Zusammenhang tatsächlich nicht wirklich viel.
Im Jahr 2019 gab es übrigens schon einmal ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung gegen Christoph Gröner. Damals schrieb die LVZ:
“Die Vorwürfe lagen zum Teil bereits 13 Jahre zurück. Laut Anklage soll der CG-Chef durch Steuerhinterziehung Dritte oder eigene Firmen begünstigt haben. Dem Fiskus war laut Staatsanwaltschaft durch fehlerhafte oder unvollständige Angaben ein Gesamtschaden im unteren sechsstelligen Bereich entstanden.”
Der Prozess endete mit einer Geldstrafe in sechsstelliger Höhe. Die CG-Gruppe wurde danach an eine Luxemburger Gesellschaft veräußert. Das damals größte Bauprojekt von CG in Leipzig, das Entwicklungsgebiet am Eutritzscher Freiladebahnhof, wanderte von CG zur Wiener IMFARR, die im Frühjahr ebenfalls in Insolvenz ging, und gehört nun zumindest anteilig dem Hedgefonds Oaktree Capital Management. Die Bauarbeiten haben bislang jedoch nicht begonnen.
Die komplizierten Strukturen des Gröner-Imperiums werden eine Abwicklung auf jeden Fall deutlich erschweren. Und vermutlich wird sich, ähnlich wie beim Benko-Imperium, herausstellen, dass sie nicht nur der Schadensbegrenzung beim möglichen Scheitern eines einzelnen Immobilienprojektes dienen, sondern auch der “steuerlichen Optimierung” und der Verschleierung der tatsächlichen Vermögenswerte.
Noch ein weiteres Detail erinnert an Benko: die politischen Kontakte. Bis Juni 2024, als die Dachgesellschaft des Gröner-Imperiums von Berlin nach Leipzig wechselte und dabei von einer AG in eine GmbH umgewandelt wurde, hatte sie neben Christoph Gröner einen weiteren Geschäftsführer: Ronald Pofalla, von 2003 bis 2009 CDU-Generalsekretär, dann Minister im zweiten Kabinett Merkel, danach Vorstand bei der Deutschen Bahn. Im Aufsichtsrat der Gröner Group AG saß der CDU-Politiker Günther Oettinger, der dann ebenfalls in den Beirat der Gröner Group GmbH wechselte.
Im Jahr 2020 fiel die Gröner Group GmbH durch eine Spende in Höhe von 820.000 Euro an die Berliner CDU auf; 2021 spendete das Gröner Family Office 200.000 Euro an die FDP. Gegen die CDU-Spende hatte Transparency International den Vorwurf einer “Einflussspende” erhoben.
Wenn nun berichtet wird, Gröner habe Privatinsolvenz angemeldet, besagt das angesichts der Gestalt dieses Firmengeflechts nicht notwendigerweise, dass Gröner nun am Hungertuch nagen muss. Im Fall von Benko hatte dieser einen guten Teil seines Vermögens rechtzeitig auf seine Mutter übertragen. Wo das Vermögen von Christoph Gröner steckt, und in welcher Höhe, dürfte einige Monate an Ermittlungsarbeiten in Anspruch nehmen. Bis dahin ist auch das Schicksal aller Immobilienprojekte, die zum Gröner-Imperium gehören, unklar. Bei Benko begann der Untergang mit Ermittlungen gegen Karstadt im Januar 2021; nach einer Privatinsolvenz im März 2024 gipfelte er in einem italienischen Haftbefehl Anfang Dezember.
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