Die sunnitischen Regionalmächte Türkei und Saudi-Arabien haben über die Jahre hinweg eine komplizierte und oft strittige Beziehung unterhalten. Ihre Beziehungen haben sich allerdings deutlich erwärmt, nachdem Baschar al-Assad im Dezember im benachbarten Syrien in einer Blitzoffensive der Islamisten gestürzt wurde. Seitdem haben die Türkei und Saudi-Arabien daran gearbeitet, die neue Regierung in Damaskus zu stabilisieren und Syrien wieder in die internationale Gemeinschaft einzubinden.
So war es nicht verwunderlich, dass die ersten Auslandsreisen des selbsternannten Präsidenten Syriens, Ahmed al-Scharaa, in die Hauptstadt des Königreichs Riad und nach Ankara, die Hauptstadt der Türkei, führten. Diese neue türkisch-saudische Freundlichkeit wurde während des Besuchs von US-Präsident Donald Trump im Nahen Osten Anfang des Monats deutlich, als er sich überraschend mit dem Islamisten al-Scharaa in Riad traf. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman war anwesend, und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nahm per Telefon an dem Treffen teil.
Als Trump ankündigte, die gegen Syrien verhängten Sanktionen aufzuheben, schrieb er es sowohl dem Kronprinzen als auch Erdoğan zu, ihn zu diesem Schritt überredet zu haben.
Als es 2017 zwischen Saudi-Arabien und Katar, einem weiteren reichen arabischen Golfstaat, zu einem diplomatischen Eklat kam, stellte sich die Türkei auf die Seite Katars. Der Tiefpunkt der Beziehungen kam dann 2018, als ein saudisches Killerkommando Jamal Khashoggi – einen saudischen Staatsbürger und US-Bürger, der für die Washington Post kritisch über die saudische Regierung schrieb – im saudischen Konsulat in Istanbul tötete.
Die beiden Länder haben im Grunde eine unterschiedliche Einstellung zum politischen Islam. Die Türkei hat in den vergangenen Jahren die Muslimbruderschaft unterstützt, eine panarabische islamistische Bewegung, die Saudi-Arabien und mehrere andere Länder im Nahen Osten als Terrororganisation betrachten. Dies sagte Sinem Cengiz, ein türkischer Forscher am Zentrum für Golfstudien der Universität Katar gegenüber AP-Agentur.
Nachdem der Arabische Frühling im Jahr 2011 über die Region hinweggefegt war, unterstützte die Türkei die Volksaufstände offen, während das Königreich zurückhaltend blieb. Allerdings unterstützten sowohl Ankara als auch Riad die Anti-Assad-Islamisten während des 13-jährigen Konflikts in Syrien.
Riad und Ankara haben in letzter Zeit auch eine gemeinsame Front gebildet, um ein Gegengewicht zu Israel zu bilden, das al-Scharaa, dem ehemaligen Anführer einer mit Al-Qaida verbundenen militanten Gruppe, misstraut. Seit dem Sturz Assads hat Israel Luftangriffe geflogen und eine von der UNO überwachte Pufferzone innerhalb Syriens besetzt.
Salem El Yami, ein ehemaliger Beamter des saudi-arabischen Außenministeriums und politischer Analyst, sagte gegenüber AP, dass die neue syrische Führung “eine wichtige Rolle spielen” müsse, um die Beziehungen zu den Verbündeten auszubalancieren, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. “Wenn die saudisch-türkische Koordinierung in Syrien erfolgreich ist, kann man davon ausgehen, dass sie zur Stabilität Syriens und folglich zur Ruhe und Stabilität in der Region beiträgt”, sagte er.
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