Die Vereinigten Staaten haben Russland einen “ernsthaften Vorschlag” gemacht, den in Russland wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilten US-Amerikaner Paul Whelan freizulassen, so ein Sprecher des US-Außenministeriums gegenüber CNN. Er erklärte:
“Wir haben Russland einen ernsthaften Vorschlag für die Freilassung von Paul gemacht und werden nicht aufhören, an seinem Fall zu arbeiten, bis er zu seiner Familie zurückgekehrt ist.”
Whelan selbst äußerte sich in einem Telefongespräch mit CNN zuversichtlich, dass die Verhandlungen über seine Freilassung noch im Gange seien, auch wenn er über deren Geschwindigkeit frustriert sei und hoffe, dass er in den USA “inmitten der übrigen geopolitischen Ereignisse” nicht vergessen werde. Er merkte an, er habe US-Außenminister Antony Blinken klipp und klar gesagt, er habe ihm “eine Zielscheibe auf den Rücken gemalt, als er mich das erste Mal hier ließ, und dass er im Grunde mein Todesurteil unterschrieben hat, als er mich ein zweites Mal hier ließ.”
Whelan zufolge hält Russland ihn für eine “sehr wertvolle Person, also wollen sie etwas Wertvolles im Gegenzug”. Er sagte auch, die USA hätten einen Fehler gemacht, als sie den russischen Piloten Konstantin Jaroschenko und den Geschäftsmann Wiktor But “zu schnell” austauschten.
Paul Whelan wurde im Dezember 2018 in Moskau festgenommen. Er wurde wegen Spionage angeklagt. Den Ermittlungen zufolge arbeitete Whelan für die US-Geheimdienste, sammelte geheime Informationen in Russland und versuchte, Mitarbeiter des FSB und des russischen Verteidigungsministeriums anzuwerben. The Guardian wies darauf hin, dass Whelan wenige Wochen nach der Verhaftung der Russin Marija Butina in den Vereinigten Staaten wegen Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten und Arbeit als “ausländischer Agent” festgenommen wurde. Whelan wurde im Sommer 2020 zu 16 Jahren Hochsicherheitsgefängnis verurteilt.
Vor seiner Verhaftung arbeitete der 53-jährige Whelan als Sicherheitsdirektor für den Autoteilehersteller BorgWarner und war unter anderem für die Sicherheit in den Abteilungen des Unternehmens in Michigan und auf der ganzen Welt verantwortlich. BorgWarner hatte Verträge in Russland, Whelan war seit 2007 ein häufiger Besucher in dem Land, schrieb The Washington Post. Zuvor arbeitete Whelan beim Personaldienstleister Kelly Services, davor diente er ab 1994 im Marine Corps. Er war zweimal im Irak (2004 und 2006), wurde aber 2008 wegen Diebstahls entlassen.
Laut dem russischen Außenministerium besaß Whelan neben der US-Staatsbürgerschaft Pässe dreier weiterer Länder: Großbritannien, Kanada und Irland. Der Angeklagte wurde in der Haftanstalt von Diplomaten aus jedem dieser Länder besucht. Nach dem Austausch von Wiktor But gegen die in Russland wegen Drogenschmuggels verurteilte Basketballspielerin Brittney Griner, der am 8. Dezember 2022 stattfand, versprach US-Präsident Joe Biden, sich weiterhin für die Freilassung von Whelan einzusetzen.
Im April erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, dass die USA selbst nicht in den Austausch einbezogen worden seien.
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