Nach mehr als dreieinhalb Jahren Krieg sehnen sich viele Ukrainer nach Normalität und einem Ende der ständigen Bedrohung. Immer mehr Ukrainer sprechen sich für territoriale Zugeständnisse an Russland aus, wenn dies den Frieden sichern könnte. Dies berichtet die Berliner Zeitung:
“Die Luft ist raus bei der ukrainischen Bevölkerung, man sehnt sich nach dreieinhalb Jahren nach ein bisschen Normalität. Vergessen sind die euphorischen Gefühle nach militärischen Erfolgen, die man sich mitunter auch einfach gut herbeigeredet hat. Bei all den virulenten Problemen an der Front, besonders im Donbass, könnte man zwar auch jetzt noch hier und da diese Erfolge inszenieren – es passiert aber kaum mehr.”
Gespräche mit Passanten in Odessa zeigen, dass Forderungen, die lange undenkbar waren – etwa ein Einfrieren der Frontlinie oder die Abtretung des Donbass – inzwischen von Teilen der Bevölkerung in Betracht gezogen werden, schreibt das Blatt.
“Es sind überraschende Einblicke in die ukrainische Seele. Dutzende Gespräche mit Passanten in Odessa zeigen: Die Meinung der Ukrainer zu einem möglichen Frieden hat sich verändert. Zugeständnisse, die vor kurzer Zeit noch unmöglich schienen, würden inzwischen von vielen hingenommen werden.”
Demnach tendiert die öffentliche Meinung dazu, territoriale Kompromisse einzugehen, um Frieden mit Russland zu schließen und die Beziehungen zwischen den Ländern wiederherzustellen. Das Blatt betont:
“Man müsse die Realität akzeptieren, sonst werde es nie enden.”
Die Agentur RIA Nowosti zitiert den Autor mit der Einschätzung, die Bevölkerung in der Ukraine sei kriegsmüde und sehne sich nach einem ruhigen Leben. Dies liege aber weder im Interesse des Kiewer Regimes noch seiner westlichen Verbündeten, so die Agentur.
Auch international erregt das Thema Aufmerksamkeit. Das Wall Street Journal berichtete jüngst, die Ukraine erwäge, Russlands Einfluss über neue Regionen de facto anzuerkennen, wolle dies offiziell jedoch vermeiden. Das jüngste Treffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska sowie der anschließende Gipfel in Washington mit Wladimir Selenskij hätten die Erwartungen auf ein baldiges Kriegsende zusätzlich verstärkt.
Am 19. August erklärte Donald Trump, europäische Staats- und Regierungschefs hätten sich bei ihrem Treffen im Weißen Haus verständnisvoll gegenüber der Notwendigkeit territorialer Zugeständnisse durch die Ukraine geäußert. Als Referenz diente dem US-Präsidenten eine Landkarte der Ukraine mit den von Russland gewonnenen Gebieten.
In einem Interview mit dem Sender Fox News sagte Trump jüngst, die Ukraine werde im Rahmen eines Friedensabkommens mit Russland “viel Land” erhalten.
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