Die Feriensiedlung Foros befindet sich am südlichsten Zipfel der Halbinsel Krim. Der Ort, der knapp 2.000 Einwohner zählt, erlangte Weltbekanntheit während des Putschversuchs am 19. August 1991. Der damalige Präsident der UdSSR, Michail Gorbatschow, befand sich in Foros im Urlaub, als er dort auf der staatlichen Datscha für einige Zeit von den Putschisten isoliert wurde. Am Sonntag geriet Foros wieder in die Schlagzeilen – als Ort eines ukrainischen Angriffs.
Die Drohnenattacke erfolgte am Abend des 21. September. Wie der Telegram-Kanal Mash berichtet, war das Fünfsternehotel Luciano Wellness & SPA Foros das Hauptziel des Angriffs. Dort befanden sich viele Urlauber und es wurde ein Kindergeburtstag gefeiert. Drei Menschen starben, 16 wurden verletzt. Unter den Verletzten gibt es weißrussische Staatsangehörige und weitere Touristen.
“Alle Opfer haben Splitterwunden. Sie befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs an der Küste von Foros. Es handelt sich um unsere Einheimischen und Gäste des Ortes, darunter auch Bürger der Republik Belarus”, teilte die Bürgermeisterin von Jalta, Janina Pawlenko, auf ihrem Telegram-Kanal mit.
Nach Augenzeugenberichten dauerte die ganze Attacke zwei Stunden. Beschädigt wurden auch mehrere Gebäude des Sanatoriums “Foros”, die Pension Terletzki und ein Schulgebäude. Am frühen Morgen zeigten viele eingetroffene Reporter die Zerstörungen in der Schule: Eine Kamikaze-Drohne mit stärkerer Sprengladung flog offenbar durch das Fenster ins Innere der Schulaula und explodierte dort. Auch die Schulbibliothek wurde beschädigt. Ein Reporter zeigte auf den Motor der Kamikaze-Drohne im Innenhof.
Wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte, gibt es in diesem Gebiet keine militärischen Einrichtungen. Der russische Diplomat Rodion Miroschnik ist sich sicher, dass das russische Militär auf den ukrainischen Drohnenangriff reagieren wird. Als Sonderbeauftragter für die Verbrechen des Kiewer Regimes tritt er oft vor die Presse. Vom Wesen her handele es sich um eine terroristische Attacke mit dem Ziel, zivilen Personen Angst einzujagen, betonte Miroschnik.
“Was gestern in Foros geschehen ist, ist eines von zahlreichen Verbrechen des Kiewer Regimes. Natürlich wird darauf reagiert werden, entweder in Form von Militäraktionen, bei denen die für dieses Verbrechen verantwortlichen Kämpfer eine militärische Antwort erhalten, oder diese Kämpfer werden auf der Anklagebank landen, wenn sie überleben”, sagte er.
Die Halbinsel Krim gehört zu den prioritären Zielen der ukrainischen Streitkräfte. Bei einem Angriff mit ATACMS-Raketen wurden im Juni 2024 vier Personen an einem Strand in Sewastopol getötet, darunter zwei Kinder. Einer Recherche zufolge galt die Attacke einer Militärbasis unweit des Strandes ‒ eine Rakete mit Streumunition sei wegen der Luftabwehr vom Kurs abgewichen und vor dem Strand explodiert.
Die Regierung in Kiew betrachtet zivile Orte auf der Krim allerdings nicht als solche. Nach dem Angriff auf Sewastopol erklärte der Berater des Leiters des Präsidialamtes, Michail Podoljak, dass die ukrainischen Streitkräfte ihre Angriffe auf die Krim fortsetzen werden, da es dort seiner Meinung nach keine Strände, Tourismusgebiete und andere “fiktive Zeichen eines friedlichen Lebens” gibt und geben kann. Die Halbinsel sei besetztes Territorium, auf dem ein umfassender Krieg herrsche, betonte er.
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