Die Gaspreise sind erneut drastisch in die Höhe geklettert. Gas ist inzwischen so teuer wie vor einem Jahr. Der Gaspreis hat sich gegenüber dem Beginn des Jahres mehr als verdoppelt. Er liegt inzwischen bei über 46 Euro pro Megawattstunde. Im Januar belief er sich auf 21 Euro.
Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Zum einen ist weiterhin unklar, ob die Ukraine bereit ist, den Durchleitungsvertrag durch die Transgas-Pipeline mit Russland zu verlängern.
Entgegen Behauptungen deutscher Politiker wie beispielsweise Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) erhält Deutschland weiterhin Pipeline-Gas aus Russland. Schon allein deshalb ist die von ihm vielfach erhobene Behauptung “Putin hat Deutschland den Gashahn abgedreht” unwahr. Der Vertrag zur Durchleitung russischen Gases durch die Ukraine läuft zum Ende des Jahres aus. Ob der Vertrag verlängert wird, ist derzeit unklar. Die Ukraine hat angekündigt, künftig kein russisches Gas mehr in die EU leiten zu wollen. Sollte die Ukraine den Vertrag nicht verlängern, ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.
Preissteigernd wirkt sich auch ein Streit zwischen dem österreichischen Energiekonzern OMV und dem russischen Energiegiganten Gazprom aus. OMV will eine Schadensersatzsumme, die dem Konzern wegen der Unterbrechung der Lieferungen aufgrund von Reparaturarbeiten an der Nord-Stream-Pipeline zugesprochen wurde, mit aktuellen Gaslieferungen verrechnen. Gazprom weist das zurück.
Im September 2022 war es aufgrund der Sanktionen zu Lieferunterbrechungen gekommen. Verdichterturbinen hatten nicht gewartet und repariert werden können. Ende September war die Pipeline schließlich durch einen Terroranschlag beschädigt worden, drei der vier Leitungen sind zerstört. Die Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch den noch verbliebenen, intakten Strang von Nordstream wird von Deutschland abgelehnt. OMV warnt nun aufgrund des Streits mit Gazprom vor einer möglichen Lieferunterbrechung durch den russischen Energieriesen.
Für die deutschen Verbraucher kommt hinzu, dass zum Jahreswechsel die Gasnetzgebühren deutlich erhöht werden. Bis zu 56 Prozent mehr müssen die Energieversorger aufwenden. Die Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Für ein Einfamilienhaus bedeutet das zusätzliche Kosten von bis zu 445 Euro im Jahr, hat das Vergleichsportal Verivox errechnet.
Die Verbraucher in Russland bleiben von diesen Preisschocks dank der Stabilität der Versorgung verschont. In Moskau kostet der Kubikmeter Gas 8,05 Rubel. Das entspricht nach aktuellem Kurs rund acht Cent. Die deutschen Verbraucher zahlen laut Verivox für die gleiche Menge derzeit zwischen 1,13 und 1,24 Euro.
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