Die deutschen Behörden haben das erste von mehreren geplanten Terminals zur Umladung von verflüssigtem Erdgas (LNG) im Nordseehafen von Wilhelmshaven offiziell eingeweiht. In rund einem Monat soll ein beladenes Spezialschiff, eine sogenannte schwimmende Speicher- und Regasifizierungsanlage (FSRU), an dem Landungsplatz anlegen.
Die Bauarbeiten hatten im Mai dieses Jahres begonnen und die Anlage wurde nach rund 200 Tagen fertiggestellt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) lobte die Schnelligkeit und nannte den Bau einen “zentralen Baustein für die Energiesicherheit”. Deutschland bemüht sich um eine sichere Energieversorgung, da Berlin daran arbeitet, sich von russischem Pipeline-Gas zu verabschieden.
Laut Plan soll schon ab Januar nächsten Jahres der erste Tanker Flüssiggas in Wilhelmshaven anliefern. Demnach soll das sogenannte LNG zum schwimmenden Terminal transportiert werden, wo es von der Regasifizierungsanlage wieder in Gas überführt wird und danach ins Gasnetz an Land fließt.
In Wilhelmshaven soll Ende 2023 noch eine weitere schwimmende Speicher- und Regasifizierungsanlage in Betrieb genommen werden. Zudem sind noch drei weitere schwimmende LNG-Terminals in Planung und im Bau. Eine davon an der Elbe im niedersächsischen Stade, andere in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern).
Berichten zufolge fehlen Deutschland aufgrund des Rückgangs der Einfuhren aus Russland jährlich etwa 50 Milliarden Kubikmeter Gas. Die bisherigen Versuche des Landes, die Gasversorgung zu diversifizieren, haben zu der aktuellen Energiekrise beigetragen. Der Sanktionsdruck der EU, technische Probleme sowie die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines haben das Problem weiter verschärft.
Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies erklärte in einer Stellungnahme:
“Die neue LNG-Anlegestelle ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer sicheren Energieversorgung.”
Die frühzeitige Entscheidung, Wilhelmshaven als Drehscheibe für LNG-Importe zu wählen, sei richtig gewesen, ergänzte der SPD-Politiker.
Nach der Verhängung mehrerer Sanktionspakete gegen Russland, das einst ihr größter Erdgaslieferant war, steht die EU vor einer großen Energiekrise. Die geplanten Terminals sollen Deutschland eine jährliche LNG-Importkapazität von mindestens 29,5 Milliarden Kubikmetern verschaffen, was etwa einem Drittel des jährlichen Gasbedarfs des Landes von rund 90 Milliarden Kubikmetern entspricht. Die LNG-Lieferungen werden zu einem wesentlich höheren Preis erfolgen als russisches Pipelinegas.
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