Am Dienstag besetzten rund 60 französische Eisenbahner der Gewerkschaft SUD-Rail kurzzeitig das Hochhaus Séquoia in der Stadt La Défense bei Paris. Darin befinden sich Teile des französischen Ministeriums für ökologischen Wandel. Mit der Besetzung protestierten sie gegen die geplante Umstrukturierung bei der größten französischen Eisenbahngesellschaft SNCF (SNCF steht für Nationale Gesellschaft der französischen Eisenbahnen).
Wie die Huffington Post am Dienstag berichtete, hätten die Eisenbahn-Gewerkschaften CGT-Cheminots, SUD-Rail und CFDT-Cheminots vor der Aktion zum Streik aufgerufen. Die geplante Privatisierung der Fret SNCF bezeichneten sie als “sozialen Kahlschlag”. Der Protest galt insbesondere auch der geplanten Beschäftigung bei Tochtergesellschaften, “um sich für den Wettbewerb zu öffnen”.
Laut anwesender Journalisten seien die Gewerkschafter unter anderem mit Rauchbomben in die Eingangshalle des Gebäudes eingedrungen. Sie skandierten dabei “Fret SNCF wird nicht verkauft” und “Zornige Eisenbahner werden sich das nicht gefallen lassen”. Die Journalisten verbreiteten Bilder und Videos über die Besetzung auf X (früher Twitter).
Des cheminots ont envahi la Tour du Ministère de la Transition Écologique à La Défense et la la police et de la BRAV-M a intervenu… #SNCFpic.twitter.com/cFfI7HnyaK
— Isabelle De La Vergne (@IsabelleDLV1) September 26, 2023
Der SUD-Rail Gewerkschafter Fabien Villedieu erklärte gegenüber den Journalisten, dass man zur Umsetzung ökologischer Ziele in die Eisenbahn investieren müsse, anstatt sie zu privatisieren und 500 Arbeitsplätze zu vernichten: “Hier befinden Sie sich in den Räumlichkeiten des Ministeriums für ökologischen Wandel. Der Wandel hat einen Namen, er heißt Fret SNCF.” Er fügte hinzu:
“Heute gibt es einen einfachen Weg, um ökologisch zu handeln: Das ganze Maßnahmenpaket sollte in die Fret SNCF investiert werden. Das geht nicht, indem man sie privatisiert und 500 Arbeitsplätze abbaut. Das ist es, was wir dem Ministerium zu sagen haben.”
“Wir werden die Freunde von Fret SNCF nicht im Stich lassen!”
Nach etwa fünf Minuten griffen die Ordnungskräfte ein und räumten die Demonstranten aus dem Gebäude.
Die Fret SNCF, eine Tochtergesellschaft der französischen Staatseisenbahn, soll aktuell von Brüssel untersucht werden. Demnach bestehe der dringende Verdacht, dass die Eisenbahngesellschaft von illegalen staatlichen Beihilfen profitiere. Zur Verhinderung einer Insolvenz habe die Regierung ein “Diskontinuitätsszenario” eingeleitet.
Im Zuge des Verfahrens soll die Fret SNCF liquidiert und durch ein neues Unternehmen ersetzt werden. Die sogenannten “dedizierten Züge” – regelmäßige Güterzüge auf 23 Achsen –, die derzeit 30 Prozent des Verkehrsaufkommens und 20 Prozent des Umsatzes von Fret SNCF ausmachen sowie zehn Prozent seiner Eisenbahner beschäftigen, würden dabei an Konkurrenten abgegeben.
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