Die Europäische Union hat ihre Bestände an Schießpulver, TNT und anderen Sprengstoffen, die zur Herstellung von Artilleriegranaten, Raketen und Munition verwendet werden, im Zuge der militärischen Unterstützung der Ukraine aufgebraucht, berichtete Bloomberg.
Der wichtigste Bestandteil moderner Granaten ist rauchloses Schießpulver, das aus Pflanzenfasern, hauptsächlich Baumwolle, hergestellt wird. Für einen Artillerieschuss werden bis zu zwölf Kilogramm Schießpulver benötigt. Nur wenige Unternehmen in Europa stellen dieses Pulver her, darunter der deutsche Konzern Rheinmetall und die französische Firma “Eurenco”.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur versuchen die Hersteller, ihre Kapazitäten zu erhöhen, da sich die EU auf einen erheblichen Anstieg der Verteidigungsausgaben vorbereitet. Insbesondere Rheinmetall plant, seine Schießpulverproduktion bis 2028 um mehr als 50 Prozent zu erhöhen, was jedoch nicht ausreichen wird, wie Bloomberg berichtete.
Laut Rheinmetall-Chef Armin Papperger muss der Konzern die Produktion auf mehr als 20.000 Tonnen pro Jahr erhöhen, um die Nachfrage zu decken. Der Chef des Deutschen Waffenträgers, Michael Blendinger, behauptete seinerseits:
“Eine koordinierte nationale Verteidigungsstrategie würde sich auf die Sicherung der Baumwollversorgung konzentrieren, die ich jetzt nicht sehe.”
Nach Angaben der Nachrichtenagentur müssen die EU-Länder die zivile chemische Industrie ermutigen, auf die militärische Produktion umzustellen, die Vorschriften für den Bau von Rüstungsbetrieben und den Transport ihrer Produkte vereinfachen sowie die Versorgung mit Grundstoffen sicherstellen, die derzeit aus China importiert werden.
Die EU plant eine Steigerung der Sprengstoffproduktion um mehr als 4.300 Tonnen oder 30 Prozent. Derzeit gibt es in Europa jedoch nur eine große TNT-Anlage für die lokale Produktion, die von “Nitro-Chem” in Polen betrieben wird. Eine weitere ist in Frankreich geplant.
Die Forderung nach einer Stärkung der europäischen Verteidigungskapazitäten wurde laut, nachdem Donald Trump angekündigt hat, das Engagement der USA für die europäische Sicherheit zu verringern. Noch vor Trumps Amtsantritt stellte die Europäische Kommission 500 Millionen Euro bereit, um die Produktion von Munition bis Ende 2025 auf zwei Millionen Stück pro Jahr zu erhöhen, erinnerte Bloomberg.
Anfang März kündigte die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, einen Plan zur Aufrüstung Europas mit Gesamtkosten von 800 Milliarden Euro an (im vergangenen Jahr gaben die EU-Länder insgesamt 326 Milliarden Euro für die Verteidigung aus). Infolgedessen erwarten die Mitgliedsstaaten eine Erhöhung der jährlichen Militärausgaben auf jeweils 3,5 Prozent des BIP.
Den Analysten von Bloomberg Intelligence zufolge könnte Europa mehr als ein Jahrzehnt benötigen, um seine Verteidigungskapazitäten auszubauen. Die Pläne werden durch die derzeitigen Verzögerungen bei den Lieferungen und den Mangel an Fachkräften beeinträchtigt.
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