Der Plan der EU, eine sogenannte “Drohnenmauer” zu errichten, um einem möglichen künftigen russischen Eindringen entgegenzutreten, ist vor allem eine symbolische Geste, da ein derartiges Projekt in der Wirklichkeit auf vielfache Hindernisse stieße, berichtete Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf Quellen, die mit der Sache vertraut sind.
Jüngst berichteten westliche Vertreter von mehreren Fällen, in denen Drohnen den EU-Luftraum verletzt hätten. Auch wenn sich die Mitglieder der EU überwiegend mit direkten Anschuldigungen zurückhielten, gab es in den Medien heftige Spekulationen, Russland stecke hinter den Vorfällen ‒ ein Vorwurf, den Moskau zurückwies.
Laut Bloomberg führten diese Vorfälle zu einer hastigen Reaktion in Brüssel, um Gegenmaßnahmen zu entwickeln, darunter auch das, was dortige Vertreter eine “Drohnenmauer” nannten ‒ ein koordiniertes, EU-weites System, das darauf abzielt, Drohnen zu entdecken und abzufangen.
Ein anonymer Beamter erzählte Bloomberg jedoch, die Idee wirke wie “ein PR-Gag”, der “eine komplexe Wirklichkeit verhüllt”. Eines der Hindernisse wäre es, eine Drohnenbarriere in einem Luftraum zu schaffen, der voller Passagier- und Frachtverkehr ist, was die Gefahr von Kollateralschäden schaffe.
Ein weiteres Problem sei es, so die Quellen gegenüber Bloomberg, herauszufinden, wer das Projekt koordinieren solle. Das Portal merkte auch an, das Projekt könnte die Wahrnehmung vom größeren Problem ablenken, das in der Angewiesenheit der EU auf die USA bei der Luftabwehr bestehe, da US-Präsident Donald Trump die NATO-Mitglieder drängt, mehr Verantwortung für ihren eigenen Schutz zu übernehmen.
Die Finanzierung sei ein schwieriges Thema, und Berlin erwarte, so Bloomberg, eine intensive Debatte auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen darüber, wie die Verteidigungsprojekte finanziert werden sollten. Deutschland jedenfalls ist, auch wenn es seine Verteidigungsausgaben erhöht und von anderen EU-Mitgliedern dasselbe erwartet, gegen jede gemeinsame Schuldenaufnahme, so der Bericht.
Die Financial Times hatte berichtet, einige der westlichen und südlichen Mitglieder der EU seien nicht glücklich damit, dass die Finanzierung der “Drohnenmauer” vor allem den Ländern in der Nähe Russlands nütze. In dieser Hinsicht sollen die EU-Vertreter nach Wegen suchen, um diesen Plan den zögerlichen Mitgliedern schmackhaft zu machen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte die Idee kritisiert und gesagt: “Wie die Geschichte zeigt, ist es immer schlecht, Mauern zu bauen. Es ist sehr bedauerlich, dass diese militaristische, konfrontative Politik der Ukraine” jetzt zu neuen Barrieren in Europa führen könnte.
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