In mehr als 90 Prozent der Kontrolltürme auf US-Flughäfen fehlt es an Fluglotsen, berichtet der Fernsehsender CBS unter Berufung auf Daten der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration).
Weniger als zehn Prozent der Kontrolltürme an den Flughäfen des Landes verfügen über genügend Fluglotsen, um die von einer Arbeitsgruppe, der die FAA und die Fluglotsengewerkschaft angehören, festgelegten Standards zu erfüllen. Dies teilte der Sender unter Berufung auf einen Bericht über die Personalausstattung von etwa 200 Kontrolltürmen im Jahr 2023 mit.
Die FAA verwendet zwei Standards für die Personalausstattung von Fluglotsen: ein Minimum und ein höheres Ziel, so CBS.
Nach Angaben des Senders erfüllen nur etwa zwei Prozent der Kontrolltürme die Zielvorgaben für die Zahl der voll ausgebildeten Fluglotsen. Selbst wenn man alle Fluglotsen, die sich derzeit noch in der Ausbildung befinden, in die Zählung einbezieht, sind es nur acht Prozent.
Darüber hinaus verfügte bis zum Jahr 2023 keine der nationalen Flugsicherungszentralen, die hoch gelegene Strecken bedienen, über eine ausreichende Zahl vollständig ausgebildeter Fluglotsen.
Die Arbeitsgruppe setzte sich daraufhin das Ziel, etwa 14.600 Fluglotsen einzustellen, heißt es in dem Bericht. Die FAA führt die COVID-19-Pandemie als einen der Gründe dafür an, dass die Personalstärke in den Flugsicherungseinrichtungen nicht erreicht wird. CBS zitiert dazu einen Auszug aus dem FAA-Bericht:
“Zu Beginn der Pandemie wurden zum Schutz der Mitarbeiter und zur Gewährleistung der Kontinuität des Betriebs einige Aktivitäten gestrichen oder erheblich reduziert.”
Auch Einstellungsziele, die etwa die Ausbildung von Fluglotsen betreffen, wurden in dieser Zeit reduziert, wie aus dem Dokument hervorgeht. Der Präsident der Nationalen Fluglotsenvereinigung, Nick Daniels, sagte gegenüber CBS News:
“Wenn wir heute 2.000 Leute einstellen würden, wären in zwei bis drei Jahren nur noch etwa 1.000 von ihnen zertifizierte Fluglotsen.”
In der Nacht zum 30. Januar stürzte in den USA eine Maschine des Typs Bombardier der American Airlines ab. Sie war im Landeanflug auf den Ronald-Reagan-Flughafen in Washington, D.C., mit einem Militärhubschrauber vom Typ Black Hawk kollidiert. Beide Luftfahrzeuge stürzten in den Potomac River. An Bord des Flugzeugs befanden sich 60 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder, an Bord des Hubschraubers waren drei Personen. In der Maschine befanden sich Eiskunstläufer und Trainer auf dem Rückflug von den US-Meisterschaften.
Auf dem Ronald-Reagan-Airport gab zum Zeitpunkt des Absturzes nur ein Fluglotse Anweisungen an das Flugzeug. Vorgeschrieben seien jedoch zwei Lotsen, schreibt die New York Times in Übereinstimmung mit anderen Quellen unter Berufung auf einen vorläufigen FAA-Bericht.
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