Bei den Bauernprotesten in den Niederlanden hat die Polizei auf einen Teilnehmer geschossen (RT DE berichtete). Nun kam heraus, dass der Betroffene erst 16 Jahre alt war. Zunächst hieß es von der Polizei, ein Traktor sei auf die Polizisten zugefahren, die Beamten hätten demnach “in Notwehr” schießen müssen. Doch jetzt zeigen neu aufgetauchte und mittlerweile auch verifizierte Videos von dem Vorfall, dass es sich dabei um eine Lüge handelt.
Dutch Police in Heerenveen fire shots at a farmer who is protesting the government’s plan to cut nitrogen emissions by 50-95%. (Read: send cattle to the slaughterhouse). The Greenies appear to have gone nuts. Take a look at the incident:pic.twitter.com/VwEYpPbziR
— Steve Hanke (@steve_hanke) July 6, 2022
In den Videoaufnahmen ist deutlich zu sehen, dass der Fahrer langsam und mit ausreichend Abstand an den Polizisten vorbeifährt. Erst als er sie bereits passiert hatte, eröffneten die Polizisten das Feuer. Nach Behördenangaben prüft die Polizei den Vorfall nun intern. Die niederländische Zeitung De Gelderlander sprach mit dem betroffenen 16-jährigen Jouke Hospes. Er sagte:
“Auf den Bildern ist ganz klar zu sehen, dass ich nichts falsch mache. Ich habe Glück, dass ich überlebt habe.”
Robert Snorn, der Anwalt des Jugendlichen, erklärte, der Jugendlich habe die Proteste verlassen wollen und “keinerlei Absicht” gehabt, “vor der Polizei zu fliehen oder sich einer Kontrolle zu entziehen”. Berichten zufolge wurde der Traktor des 16-Jährigen getroffen, demnach ist ein Projektil in das Gitter der Fahrerkabine eingeschlagen.
Nach der Schussabgabe wurde Hospes von der Polizei gestoppt und in Handschellen auf die Polizeiwache gebracht. Mittlerweile ist er wieder frei, seine Familie will die Polizisten nun wegen versuchten Totschlags anzeigen und fordert zudem Entschädigungszahlungen. Wie die Zeitung De Volkskrant berichtet, entlädt sich mittlerweile eine “Welle der Wut” nach den Schüssen auf den 16-Jährigen. Mehrere wütende Bauern hatten vor dem Gefängnis in Leeuwarden protestiert, in denen der 16-Jährige einsaß. An vielen Orten in den Niederlanden entzündeten Landwirte zudem Strohballen und Abfallcontainer als Mahnfeuer.
Seit mehr als zwei Wochen protestieren Bauern gegen geplante Umweltauflagen. Den Plänen der Regierung zufolge soll in 131 Gebieten der Stickstoffausstoß um bis zu 70 Prozent gesenkt werden. Aufgrund intensiver Viehhaltung sind diese seit Jahrzehnten in den Niederlanden zu hoch. Die Reformen dürften die Landwirtschaft hart treffen: Für die Bauern würde dies bedeuten, dass sie ihren Viehbestand um mindestens 30 Prozent reduzieren müssen. Die Niederlande zählen zu den größten Agrarexporteuren der Welt.
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