Durch eine massive Datenpanne wurden im Jahr 2022 die Identitäten von mehr als 100 MI6-Spionen, britischen Spezialeinheiten und anderen Militärangehörigen durch das britische Verteidigungsministerium preisgegeben. Anschließend sei das Datenleck vertuscht worden. Darüber berichtete am Donnerstag unter anderem die BBC.
Das Ausmaß eines massiven Datenlecks im britischen Verteidigungsministerium in Afghanistan wurde jahrelang durch eine gerichtliche Verfügung vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Diese Verfügung wurde am Dienstag von einem Richter des Obersten Gerichtshofs aufgehoben, sodass die Medien über den Vorfall berichten konnten. Einige Tage später enthüllten mehrere Nachrichtensender, dass auch Angehörige des britischen Militärs und Geheimdienstes betroffen waren.
Ursprünglich hatte das britische Verteidigungsministerium im Februar 2022 über eine irrtümlich verschickte E-Mail eine Tabelle mit den persönlichen Daten von fast 19.000 Afghanen weitergegeben. Diese Personen hatten während des jahrzehntelangen, von den USA geführten Krieges in Afghanistan mit den Briten zusammengearbeitet. Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Taliban hatten sie damals einen Antrag auf Umsiedlung in das Vereinigte Königreich gestellt.
Diese Datenpanne tauchte im Folgejahr 2023 wieder auf, als eine Person in Afghanistan einen Teil dieser Daten auf Facebook publik machte. Außerdem drohte die Person damit, auch den Rest der persönlichen Daten zu veröffentlichen. Infolgedessen verhängte London zu der Zeit eilig eine Nachrichtensperre und richtete ein geheimes Umsiedlungsprogramm für die Betroffenen ein. Laut BBC wurden die Betroffenen dabei nicht über das Leck informiert, “obwohl ihre Sicherheit gefährdet war”.
Am Donnerstag enthüllte die BBC auch Informationen, wonach die Namen von mehr als 100 britischen Beamten in den durchgesickerten Daten enthalten waren ‒ darunter Mitglieder des MI6 und der Spezialeinheiten.
Richter Chamberlain, der die einstweilige Verfügung der Geheimhaltung am Dienstag aufhob, sprach zudem über die Folgekosten der Datenpanne. Die Gesamtkosten für die Umsiedlung von tausenden Afghanen und ihren Familien in das Vereinigte Königreich sowie ihre Unterbringung “könnten sich auf mehrere Milliarden Pfund belaufen”, so der Richter. Wie die BBC weiter berichtete, wurden im Rahmen des Programms bisher insgesamt 4.500 Menschen aus Afghanistan in das Vereinigte Königreich umgesiedelt. Demzufolge könnten das Leck und die diesbezüglichen Maßnahmen der Regierung voraussichtlich bis zu sieben Milliarden Pfund kosten.
Der britische Verteidigungsminister John Healey hat sich im Namen Londons aufrichtig bei denjenigen entschuldigt, deren Daten durch den Vorfall gefährdet wurden. Er erklärte, er könne “nicht mit Sicherheit sagen”, ob jemand infolge des Lecks getötet worden sei.
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