Olaf Scholz traf am Freitag in Berlin mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia’ al-Sudani zusammen. Dazu wurde mitgeteilt, dass Deutschland mit dem Irak Gespräche über die Möglichkeit des Imports von verflüssigtem Erdgas (LNG) führen will, um russisches Gas zu ersetzen. Der irakische Premierminister traf zudem mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie mit Svenja Schulze als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zusammen.
Der Irak sei “ein sehr gerne gesehener Kooperationspartner beim Import von Öl und Gas nach Deutschland”, sagte der Bundeskanzler. Al-Sudani zufolge plant der Irak eine Pipeline über die Türkei nach Europa. Am Rande des Besuchs unterzeichnete das Unternehmen Siemens Energy auch eine Absichtserklärung mit dem Elektrizitätsminister Iraks Siad Ali Fadhil, um die Infrastruktur der derzeit schlechten Stromversorgung im Land auszubauen, um die häufigen Stromausfälle zu reduzieren.
Kaum ein Land der Welt ist finanziell so stark abhängig von den Öleinnahmen wie der Irak. Das Land ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur der fünftgrößte Erdölproduzent. Auch Gas exportiert der Irak über ein 2022 eröffnetes LNG-Terminal der Basra Gas Company.
Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges und der darauffolgenden westlichen Sanktionskampagne gegen Russland hat Deutschland den Zugang zu 55 Prozent seiner LNG-Importe verloren. Diese fatale Situation hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr dazu veranlasst, neue Energielieferanten zu suchen. Während seines Besuchs in Berlin am Freitag sagte der irakische Ministerpräsident, Bagdad habe deutschen Unternehmen auch Möglichkeiten angeboten, in die Nutzung der irakischen LNG-Lieferungen zu investieren.
Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck war eigentlich überhaupt nur für dieses Ressort angetreten, um Deutschland völlig unabhängig von fossilen Energieträger zu machen. Nun muss er – dank der EU-Sanktionen gegen Russland –erst einmal dringend neue Lieferanten für fossile Energieträger suchen.
Katar soll ab 2026 jährlich über einen Zeitraum von 15 Jahren bis zu zwei Millionen Tonnen verflüssigtes Erdgas nach Deutschland liefern. Dieses Flüssiggas aus Katar wird allerdings nicht einmal zwei Prozent des russischen Erdgases ersetzen können, das über die Nord-Stream-Pipeline kam.
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