Thomas “Tom” Barrack ist ein US-Immobilieninvestor, finanzstarker Trump-Unterstützer und aktuell eingesetzter US-Botschafter in der Türkei und Sonderbeauftragter für Syrien. Laut arabischen Medien kam es bei einem Beirut-Aufenthalt während einer Pressekonferenz im Präsidentschaftspalast zu einem diplomatischen Eklat. Barrack erkannte laut Videodokument die für ihn angebrachte Notwendigkeit, anwesende Journalisten darüber zu belehren, wie sie sich zu verhalten hätten, ansonsten würde Barrack sich weiteren Fragen verwehren.
Die Situation eskalierte demnach unmittelbar mit Beginn der Pressekonferenz mit lokalen Medien im Präsidentschaftspalast. Barrack, selbst libanesischer Abstammung seitens der Großeltern, sollte sich dabei am Dienstag zu den Ergebnissen nach einem Treffen mit dem libanesischen Präsidenten Joseph Aoun in Beirut äußern, bei dem es um Pläne zur Entwaffnung der Hisbollah ging.
Der US-Diplomat tadelte die Reporter dafür, dass sie alle ihm gleichzeitig ihre Fragen zuriefen, um wörtlich zu erklären:
“Warten sie, wir werden andere Regeln haben … bitte seien Sie einen Moment lang still. Und ich möchte Ihnen noch etwas sagen: Der Moment, wo es chaotisch wird, fast schon animalisch, sind wir weg. Sie wollen also wissen, was passiert ist? Verhalten Sie sich zivilisiert, seien Sie freundlich und tolerant, denn genau das ist das Problem mit den aktuellen Ereignissen in der Region.”
WATCH: US Envoy Tom Barrack tells Lebanese journalists to “act civilized, not animalistic,” adding: “This is the problem with the region.” pic.twitter.com/esWPVmdrjf
— Clash Report (@clashreport) August 26, 2025
Barrack führt unmittelbar final weiter aus:
“Im Einklang mit Ihrer Freundlichkeit, Ihrem Interesse und Ihren durchdachten Fragen werden wir Ihnen Antworten geben. Wenn Ihnen das nicht zusagt, sind wir weg.”
Die Belehrungen sorgten für umgehende Empörung. Die libanesisch-britische Journalistin Hala Jaber erklärte zu dem Vorfall auf X:
“Tom Barrack stolziert wie ein Kolonialkommissar aus dem 19. Jahrhundert in Beirut herum, bezeichnet libanesische Journalisten als ‘animalisch’, belehrt uns über ‘Zivilisation’ und schiebt die Schuld dafür auf unsere ‘Region’. Das ist nicht nur Arroganz, das ist Rassismus.”
Der US-Gesandte sollte sich schämen, so die Journalistin, um in einem weiteren x-Beitrag festzustellen:
“Sie sind als amerikanischer Gesandter hierher gekommen, nicht als Libanese. Ihre Arroganz ist erschütternd. Eine öffentliche Entschuldigung ist das Mindeste, was Sie uns schulden.”
Imagine, @USAMBTurkiye, a member of a 284-year-old country, with Lebanese roots no less, marching into Baabda like a 19th-century colonial commissioner to lecture a region with millennia of history, & the birthplace of civilisation, about being ‘uncivilised.’ You came here as an… https://t.co/l725WzGJl8
— Hala Jaber (@HalaJaber) August 26, 2025
Die Pressestelle des libanesischen Präsidentenamts erklärte in einer X-Mitteilung, die Regierung “bedauere die Äußerungen” des – dabei ungenannten – “Gastes” und US-Gesandten, die er “heute versehentlich auf der Bühne gesagt hat”. Es gelte die “volle Wertschätzung für alle Journalisten und akkreditierten Medienvertreter”.
تأسف رئاسة الجمهورية للكلام الذي صدر عفواً عن منبرها من قبل احد ضيوفها اليوم وهي إذ تشدد على احترامها المطلق لكرامة الشخص الإنساني بشكل عام، يهمها ان تجدد تقديرها الكامل لجميع الصحفيين والمندوبين الإعلاميين المعتمدين لديها بشكل خاص، وتوجه اليهم كل التحية على جهودهم وتعبهم لأداء…
— Lebanese Presidency (@LBpresidency) August 26, 2025
Harsche Kritik erfolgte daher im Anschluss an die Veranstaltung seitens arabischer Medienvertreter, die an die libanesischen Offiziellen gerichtet war: “eine Reihe von Stiefelleckern”, die sich laut Einschätzungen nicht genug gegen die Barrack-Formulierung positioniert hätten. So bezeichnete die syrische Journalistin Ghadi Francis den Vorgang als “eine Ära der Demütigung und eine präsidiale Medienlandschaft, die demütigt”.
Die Gewerkschaft der libanesischen Fotojournalisten bezeichnete die Äußerungen des Gesandten als “direkte Beleidigung”, die “einen schwerwiegenden und völlig inakzeptablen Präzedenzfall” darstelle, und forderte eine “sofortige und öffentliche Entschuldigung”, andernfalls könne sie zukünftig zu einem Boykott von Barracks Besuchen aufrufen.
Die Journalistengewerkschaft erklärte, die Äußerungen spiegelten “eine inakzeptable Arroganz im Umgang mit den Medien” wider.
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