
Der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa berichtete in einer Dokumentation von Al Jazeera, dass die Rebellen unter der Führung von Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) Ende November 2024 die Kontrolle über den westlichen Teil von Aleppo übernommen hatten und daraufhin eine Nachricht aus Russland erhielten. Darin hieß es:
“Haltet hier an und nehmt mit, was ihr erobert habt, sonst spitzt sich die Lage zu.”
Laut Al-Scharaa habe er aus dieser Botschaft herausgelesen, dass das Regime von Baschar al-Assad zusammenbricht.
Der syrische Außenminister Asaad al-Schaibani berichtete in dem Film, dass die syrische Opposition zu dieser Zeit Verhandlungen mit der russischen Seite geführt habe, in denen die Interessen beider Seiten und eine mögliche Partnerschaft zwischen Syrien und Russland in der Zukunft diskutiert worden seien.
Nach der Einnahme der Stadt Homs am 7. Dezember 2024 begann der Angriff auf die Hauptstadt Damaskus. Al-Scharaa berichtete, dass er um 01:30 Uhr den Befehl gegeben und die Rebellen sich auf den Weg zur Hauptstadt gemacht hätten. Bei Tagesanbruch am 8. Dezember marschierten sie in die Stadt ein.
HTS spielte eine führende Rolle bei der Offensive der bewaffneten Opposition, die zum Fall von Damaskus und zum Sturz des Assad-Regimes führte. Anschließend wurde der HTS-Anführer, Al-Scharaa, im Januar 2025 zum vorübergehenden Präsidenten Syriens ernannt, und die Gruppierung erklärte ihre Selbstauflösung. Ihre Vertreter spielen eine führende Rolle im Macht- und Verwaltungsapparat von Post-Assad-Syrien.
Assad floh aus dem Land und erhielt Asyl in Russland. Reuters berichtete, dass die neuen syrischen Behörden Moskau zweimal um die Auslieferung des Ex-Präsidenten gebeten hätten.
Im Oktober kam Al-Scharaa nach Moskau, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verhandeln. Auf die Frage, ob das Schicksal Assads während des Treffens diskutiert worden sei, antwortete Kreml-Sprecher Dmitri Peskow damals:
“Zu Assad haben wir hier nichts zu sagen, wir haben in diesem Zusammenhang nichts zu sagen.”
Später sagte der derzeitige syrische Staatschef in einem Interview mit der Washington Post, dass die Frage nach Assad bei der russischen Seite “Besorgnis” hervorrufe.
Russland unterhält weiterhin Militärstützpunkte in den syrischen Städten Tartus und Hmeimim. Im Jahr 2017 vereinbarten Moskau und Damaskus die Stationierung russischer Streitkräfte auf diesen Stützpunkten für einen Zeitraum von 49 Jahren.
Der russische Außenminister Sergei Lawrow erklärte im Oktober, dass einige Länder des Nahen Ostens daran interessiert seien, dass die russischen Stützpunkte in Syrien bleiben. Die russische Seite werde “nicht gegen den Willen der syrischen Führung bleiben, aber diese und offenbar auch eine Reihe von Ländern in der Region sind daran interessiert, dass unsere Präsenz dort erhalten bleibt”, so Lawrow. Er ist der Ansicht:
“Natürlich geht es nicht mehr darum, die rechtmäßige Regierung militärisch gegen bestimmte oppositionelle Kräfte zu unterstützen. Die Funktionen müssen neu definiert werden.”
Als eine der potenziellen Aufgaben nannte der Minister einen humanitären Knotenpunkt für den Transport von Gütern aus Russland und den Ländern des Persischen Golfs in afrikanische Länder.
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