Deutschland könnte laut Vorstellungen von SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius die Wehrpflicht wieder einführen, sollten sich nicht genügend Bürger freiwillig zur Armee melden (RT DE berichtete). Möglicher Grund für die verbale Offensive könnten Forderungen seitens der NATO sein, die laut einem Artikel von Business Insider aktuell von der Bundeswehr “260.000 Soldaten” verlangt. Die laufende Debatte um individuelle Sicherheitsziele von NATO-Mitgliedsstaaten erreiche damit einen “neuen Höhepunkt”.
Der frisch bestätigte Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte in seiner Bundestagsrede “zur Außen-, Europa- und Menschenrechtspolitik der Bundesregierung” am 14. Mai 2025 in Berlin, dass im GroKo-Koalitionsvertrag ein “starker Fokus auf Sicherheit und Verteidigung” des Landes gelegt werde. Wörtlich erklärte der SPD-Politiker:
“Unsere Sicherheit – das sage ich nicht zum ersten Mal – darf nicht durch haushaltspolitische Zwänge gefährdet werden. Bedrohungslage geht vor Kassenlage. Das ist der Maßstab, an dem sich die Ausrüstung und Ausstattung unserer Streitkräfte und unserer Infrastruktur in diesen Zeiten orientieren muss.”
Einen Tag später informierte die Webseite des Deutschen Bundeswehrverbands:
“Es gehe bei der Stärkung der Bundeswehr nicht nur um Geld und Beschaffung und neue Strukturen, sagte der SPD-Politiker im Bundestag. ‘Es braucht Männer und Frauen, die bereit sind, Verantwortung für unser aller Sicherheit zu übernehmen’.”
Am 24. und 25. Juni findet im niederländischen Den Haag das kommende Treffen “der Staats- und Regierungschefs der 32 Mitglieder der NATO” statt, der sogenannte NATO Summit 2025. Die zum Springer-Verlag gehörige Webseite Business Insider berichtet in einem aktuellen Artikel über mögliche Schwerpunktthemen auf dem NATO-Treffen. Neben den Finanzierungsfragen – der frisch gekürte CDU-Außenminister Johann Wadephul hat sich vor wenigen Tagen hinter die Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten auf jeweils fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung gestellt – könnte ein wesentliches Thema die Besetzung der NATO-Truppen darstellen. Dazu heißt es im BI-Artikel:
“Ein weiteres Thema wird die künftige Truppenstärke der Militärallianz sein. Nach Informationen von Business Insider steht Deutschland vor besonderen Herausforderungen: Aus NATO- und Bundeswehrkreisen ist zu hören, dass aktuell über eine Zielgröße von 240.000 bis 260.000 Soldaten für Deutschland ab 2030 diskutiert wird – 60.000 bis 80.000 mehr als bisher geplant. Offiziell will das niemand bestätigen.”
Die gegenwärtige Realität laute doch, dass die Bundeswehr “mit rund 183.000 Soldaten ihr bisheriges Ziel von 203.000 bis 2031 deutlich verfehlt”. Ungenannte “Personalverantwortliche” der Bundeswehr erklärten demnach der BI-Redaktion “hinter vorgehaltener Hand”, dass die NATO-Forderungen schlicht “unrealistisch sind”. Weiter heißt es zum Personalproblem bei der Bundeswehr:
“Ein zentrales Problem bleibt die geringe Attraktivität der Bundeswehr im Vergleich zur freien Wirtschaft. Laut internen Berichten brechen bis zu 30 Prozent der neu eingestellten Soldaten bei Heer, Marine oder Luftwaffe den Dienst innerhalb der ersten sechs Monate ab. Jährlich scheiden auf diese Weise 4000 bis 5000 Soldaten aus – etwa so viele, wie für die neue Brigade in Litauen gebraucht werden.”
Sollte sich die Zielgröße der Bundeswehr entsprechend den Vorgaben aus Brüssel tatsächlich erhöhen, dürfte laut BI-Einschätzung eine “Debatte über eine Reaktivierung der Wehrpflicht aufflammen”. BI zitiert dazu einen anonymen Bundeswehrplaner:
“‘Das ganze System ist mehr auf die Pflege des Bestands ausgerichtet als auf die Rekrutierung neuer Soldaten’, sagte ein Planer Business Insider. Die Grundausbildung sei nicht attraktiv. Es fehle an Material und Angeboten. ‘Man muss deutlich kreativer sein, um junge Menschen zu gewinnen’.”
Bundeskanzler Merz erklärte vor den Bundestagsabgeordneten bei seiner ersten Regierungserklärung in Berlin, dass “die Stärkung der Truppe für seine Regierung an erster Stelle steht”, bereits davor gab es die Ankündigung, die Bundeswehr “konventionell zur stärksten Armee Europas” umzubauen.
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