Von Marinko Učur
Nordmazedonien befand sich plötzlich, unerwartet und nicht aus eigenem Willen im Zentrum eines Wahlskandals im mehr als 8.000 Kilometer entfernten Land Venezuela.
“Wir wissen, woher der Hackerangriff kam, sie haben Spuren hinterlassen.” Diese Worte des wiedergewählten Präsidenten Venezuelas Nicolás Maduro gaben dem Generalstaatsanwalt Venezuelas Tarek William Saab Anlass, sich zu melden. Er reagierte damit auf die Anschuldigungen der Opposition, wonach Wahlergebnisse sabotiert bzw. ihre Veröffentlichung verzögert wurde, und meinte, es handele sich um einen Hackerangriff auf das System der Stimmenauszählung, der aus dem 8000 Kilometer entfernten Nordmazedonien erfolgte?! Die Landeswahlkommission verkündete nämlich sechs Stunden zu spät die ersten Wahlergebnisse, was für die Opposition ein Beweis dafür war, dass es zu Unregelmäßigkeiten und Wahlbetrug gekommen war.
Da der venezolanische Generalstaatsanwalt keine Beweise für seine Behauptungen vorlegte, ist unklar, wieso genau Nordmazedonien benannt wurde. Doch die Hackervorwürfe gegen Nordmazedonien haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit, die der Öffentlichkeit weniger bekannt ist. Es wurde verzeichnet, dass vor acht Jahren ein Bewohner dieser ehemaligen jugoslawischen Republik aus der Stadt Veles beschuldigt wurde, während des Präsidentschaftswahlkampfs in den USA, bei dem der republikanische Kandidat Donald Trump gewann, eine Reihe von Fake News gestaltet und verbreitet zu haben.
Die Regierung Nordmazedoniens hat sich von diesen Anschuldigungen jedoch nicht allzu beirren lassen und suchte nach irgendwelchen bestätigenden Beweisen für die erhobenen Behauptungen. Sollte eine Begründung vorliegen, würde dies eine entsprechende Untersuchung und einen Verweis auf das Internationale Übereinkommen zur Bekämpfung der organisierten internationalen Kriminalität erfordern. Doch bislang ist kein Rechtshilfeersuchen Venezuelas beim nordmazedonischen Justizministerium angelangt.
“Wir verfolgen den Prozess aufmerksam. Das Ministerium ist keine Ermittlungsbehörde, aber wir werden sicherstellen, dass niemand im Land ohne ausreichende Beweise dafür angeklagt wird und wir nicht in die internen politischen Auseinandersetzungen des autoritären Regimes, das seit Jahren in diesem Land herrscht, und in seine Beziehungen zur Opposition in diesem Land verwickelt werden“, antwortete der Minister für digitale Transformation Stefan Andonovski auf die Frage eines Journalisten. Er offenbarte damit (un-)bewusst die Haltung seiner Regierung zu den Wahlergebnissen in diesem fernen Land, wo der ehemalige Präsident Maduro erneut triumphierte.
Worum geht es hier eigentlich und wie landete Nordmazedonien erneut auf der Liste der Länder, die für Kriminelle im Bereich Cyberkriminalität geeignet sind? Es lässt sich problemlos darauf schließen, dass schwache und vom Westen abhängige Staaten leicht in die Fänge derjenigen geraten, die dazu neigen, die Wahlprozesse anderer Staaten zu beeinflussen. Dies könnte auch bei Nordmazedonien der Fall sein. Der schwache und eher dysfunktionale Staat, der sich eine europäische Zukunft erhofft und mit der internen Herausforderung der Stärkung der großalbanischen Bestrebungen zu kämpfen hat, ist ein fruchtbarer Boden für Spielchen der “Großen”.
Und die “Großen” sind in der Lage, IP-Adressen in andere geografische Gebiete zu “verlegen” und so die Aufmerksamkeit von sich selbst wegzulenken. So wie in diesem Fall klar ist, welche Länder Maduros Wiederwahl akzeptierten und ihm zu seinem Sieg gratulierten, ist es auch offensichtlich, welche Länder sich weigerten, die Ergebnisse der venezolanischen Abstimmung anzunehmen. Nordmazedonien ist nur eine Zwischenstation für die Demonstration der hybriden Macht derjenigen, die bereits in den vergangenen Jahren versucht haben, den widerspenstigen Maduro zu stürzen und die großen Bodenschätze dieses ölreichen südamerikanischen Landes an sich zu reißen.
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