In Sachsen plant die AfD einen raffinierten Coup, um bei den Wahlen im Herbst die absolute Mehrheit zu erreichen – und den ersten Ministerpräsidenten mit blauem Parteibuch zu stellen.
Derzeit steht die Partei bei 37 Prozent im Freistaat, doch der Höhenflug scheint noch lange nicht auf dem Höhepunkt angekommen zu sein. Laut Informationen der Bild wird AfD-Co-Chef Tino Chrupalla als Spitzenkandidat in Sachsen “heiß gehandelt”. Ein Bundesvorstand bestätigte:
“Sollten wir tatsächlich in Sachsen den ersten Ministerpräsidenten in Deutschland stellen, dann muss den Job der Bundeschef machen. Schließlich kommt er aus Sachsen, kennt Land und Leute.”
Sachsens amtierender AfD-Vorsitzender Jörg Urban gilt offenbar vielen Mitgliedern als zu wenig charismatisch. Dennoch war er bisher als Spitzenkandidat für die Wahl im September gesetzt. Angeblich ist Urban aber auch im eigenen Landesverband “umstritten”. Des Weiteren käme dem Chrupalla-Lager eine Besonderheit des sächsischen Wahlrechts zu Hilfe, wonach der Ministerpräsident nicht zwingend Mitglied des Landtags sein muss, sofern er von den Abgeordneten mit Mehrheit gewählt wurde. Er kann also abwarten, wie die Wahl ausgeht und muss sich selbst nicht direkt um ein Mandat bewerben.
40 Prozent der Stimmen bei der Wahl am 1. September würden bereits für den Einzug in die Staatskanzlei reichen, falls lediglich die CDU ein zweistelliges Ergebnis hinter der AfD erreicht. Offiziell gekürt wird der sächsische AfD-Spitzenkandidat auf einem Parteitag im März. Chrupalla müsste sich dort zur Wahl stellen.
Auf Bundesebene hätte Chrupallas Wechsel nach Sachsen für die Partei den Vorteil, dass ein drohender Machtkampf um eine mögliche Kanzlerkandidatur zwischen dem Sachsen Chrupalla und seiner Co-Chefin Alice Weidel vermieden – und so der Weg für die 44-Jährige frei – würde. Man würde quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Chrupalla selbst gab sich eher zurückhaltend. Auf die Frage, ob an dem Gedankenspiel etwas dran sei, sagte er:
“Diese Gerüchte kommentiere ich nicht.”
In Parteikreisen wolle man noch die nächsten Umfragewerte beobachten, ehe man über weitere Personalien debattiert beziehungsweise entscheidet.
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