Der Bundesminister für Gesundheit Karl Lauterbach ist Schirmherr des 2. Deutschen Psychotherapie-Kongresses, der vom 10. bis zum 13. Mai in Berlin stattfindet. Bei seiner Konferenzeröffnung erklärte der Minister, er rechne mit einer weiteren Zunahme von psychischen Erkrankungen vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Als Ursachen dafür nannte er die Stressfaktoren der Corona-Pandemie, die weiter wirken würden, und “die Verzweiflung unserer Kinder durch die Klimakrise”.
Zudem habe “die reale Gefahr durch einen Atomkrieg mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine zugenommen” gab das Ärzteblatt am Mittwoch die Sicht des Ministers auf die Gründe für eine Zunahme psychischer Erkrankungen wieder. Nach Ansicht Lauterbachs stehe demzufolge auch das Überleben der Demokratie auf dem Spiel:
“Und eine Garantie, dass das politische System der Demokratie weiter bestehen bleibt, gibt es nicht mehr”, warnte der Gesundheitsminister auf dem Psychotherapie-Kongress.
Lauterbach kritisierte allerdings trotz der von ihm aufgezählten Gründe zugleich den Mangel an verlässlichen Daten zur psychischen Verfassung von Kindern und Jugendlichen. Für eine Beurteilung und Beherrschung der Situation müsse man Daten über die Psyche von Kindern und Jugendlichen sammeln. “Wir brauchen aber Daten, um gegensteuern zu können”, betonte er. Damit wolle er dann auch die langen Wartezeiten der Minderjährigen auf einen Therapieplatz verkürzen: “Sie sind die größten Verlierer der Pandemie gewesen und müssen jetzt lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz in Kauf nehmen.”
Nach Auffassung des verantwortlichen Bundesministers müsse die psychologische Versorgung insgesamt besser gesteuert werden. Zur Gewährleistung einer verlässlichen Versorgung psychisch kranker Menschen wolle er sich für eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung und mehr Weiterbildungsstellen einsetzen.
Wie das Ärzteblatt weiter berichtet, habe es bereits am Wochenende beim 42. Deutschen Psychotherapeutentag in Frankfurt am Main Forderungen nach einer ausreichenden Finanzierung der Weiterbildung und für genügend viele Weiterbildungsstellen gegeben. Aufgrund der unsicheren beruflichen Perspektiven nach einem Psychotherapie-Studium habe es in der vergangenen Woche Proteste von Psychologiestudenten gegeben.
Auch die Bundes-Psychotherapeuten-Kammer (BPtK) kritisierte die mangelnde Finanzierung der notwendigen Weiterbildung. In einem öffentlichen Brief an Karl Lauterbach forderte die Kammer den Minister bereits Ende März auf, die mangelnde Finanzierung der erforderlichen Weiterbildung für angehende Therapeuten zu sichern. In ihrer Pressemitteilung vom 30. März heißt es:
“Eine angemessene Bezahlung des psychotherapeutischen Nachwuchses war ein zentrales Ziel bei der Einführung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Jedoch hat es der Gesetzgeber verpasst, mit der Reform der Psychotherapeutenausbildung auch die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung ausreichend zu regeln.”
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