Von Sergei Gussarow und Anastasija Beloussowa
Die russische Regierung hat zum Jahresanfang beschlossen, Einwohnern der Regionen Donezker Volksrepublik, Lugansker Volksrepublik, Gebiet Cherson und Gebiet Saporoschje für den Erwerb von selbst genutztem Wohnungseigentum verbilligte Hypothekendarlehen mit einem Zinssatz von höchstens 2 Prozent pro Jahr zur Verfügung zu stellen. Nach dem Beschluss beläuft sich der Höchstbetrag des zinsgünstigen Kredits auf 6 Millionen Rubel (etwa 100.000 Euro), die Anzahlung auf das Eigenkapital sollte in der Regel nicht weniger als 10 Prozent des Kaufpreises betragen. Experten sind der Meinung, dass der Kabinettsbeschluss es den Bewohnern der neuen russischen Gebiete ermöglichen wird, schnell komfortable Bedingungen zu schaffen, um ihr Leben wieder in Frieden zu führen. Das berichtet RIA Nowosti am Dienstag unter Berufung auf den Pressedienst der russischen Regierung.
Der Pressedienst des Ministerkabinetts zitierte den für das Bauwesen zuständigen stellvertretenden Ministerpräsidenten Marat Chusnullin mit den Worten, der Kabinettsbeschluss sei ein wichtiger Schritt zur wirtschaftlichen Integration der Regionen in die russische Wirtschaft. Chusnullin zufolge werde zunächst keine Massenausgabe von Darlehen für den Wohnungsbau erwartet, aber später werde die Nachfrage nach ermäßigten Baufinanzierungen angesichts des Interesses lokaler Bauträger wohl steigen.
Zuvor hatte Wladimir Putin die Idee unterstützt, den Bewohnern der neuen russischen Regionen vergünstigte Hypothekarkredite zu gewähren. Auf der Sitzung des Rates für strategische Entwicklung und nationale Projekte am 15. Dezember unterbreitete der Präsident einen entsprechenden Vorschlag. Wobei er darauf hinwies, dass er dabei die Finanzierung von Neubauten im Blick habe.
Das russische Staatsoberhaupt wies darauf hin, dass die Neubautätigkeit in den neuen Regionen derzeit noch “in den Kinderschuhen” stecke, das Hypothekenprogramm aber als Instrument zur Belebung dienen könnte:
“Ja, das Volumen des Wohnungsbaus ist hier noch begrenzt. Aber die Einführung von Vorzugshypotheken wird meiner Meinung nach (und meine Kollegen stimmen dem zu) die langfristige Entwicklung des Baus in den neuen Gebieten stützen.”
Die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie in den Regionen Saporoschje und Cherson traten am 30. September 2022 der Russischen Föderation bei. Zuvor waren dort am 23. und 27. September Referenden abgehalten worden, bei denen die Mehrheit der Einwohner für den Beitritt zu Russland stimmte.
Der Vorsitzende des Staatsduma-Ausschusses für Industrie und Handel, Wladimir Gutenjow, ist der Ansicht, dass sich die Vorzugshypotheken nicht nur auf die Entwicklung der Bauwirtschaft, sondern auch auf andere Bereiche auswirken werden. Im Gespräch mit RT sagte der Parlamentarier:
“Hypotheken bieten nicht nur eine Chance für eine intensive Entwicklung der Bauwirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sondern auch für die Entstehung eines umfassenden Wirtschaftswachstums. Ein in den Bau investierter Rubel gibt einen achtfachen Impuls. Unter den Bedingungen des Sanktionsdrucks ist es nicht nur möglich, die Stabilität der Wirtschaft aufrechtzuerhalten, sondern auch das Bruttosozialprodukt zu steigern.”
Der politische Analyst Ruslan Balbek sagte in einem Gespräch mit RT, dass es notwendig sei, die Bevölkerung in den neuen Regionen Russlands zu unterstützen und für sie möglichst komfortable Lebensbedingungen zu schaffen:
“Ich bin sicher, dass Hypotheken zu Vorzugskonditionen gefragt sein werden. Vor dem Hintergrund einer starken ukrainischen Propagandakampagne, dass Russland angeblich nicht in der Lage sei, die Zerstörung in den neuen Gebieten wiederherzustellen, wird dies für unsere Gegner ein gewisser Schock sein.”
Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers sollten die Bewohner der Regionen Saporoschje und Cherson Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft haben und sich voll und ganz als Bürger eines starken Landes fühlen, das sich um seine Bürger kümmert.
Für das Kernland hatte die Regierung Ende 2022 das Programm der Vorzugshypotheken verlängert. Ein entsprechendes Dekret wurde am 29. Dezember von Premierminister Michail Mischustin unterzeichnet. Ursprünglich sollte das Programm am 31. Dezember 2022 auslaufen, wird aber durch die Verlängerung noch bis zum 1. Juli 2024 in Kraft bleiben. Anders als in den neuen Gebieten lag der subventionierte Zinssatz in Kernrussland bisher bei 7 Prozent Jahreszins und wurde ab dem 1. Januar 2023 auf 8 Prozent pro Jahr erhöht.
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