Nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 hatten einige russische Geschäftsleute das Land verlassen. Trotz der öffentlichen Aussagen gegen die militärische Sonderoperation Russlands in der Ukraine wurden sie den westlichen Sanktionen unterworfen. Seit einiger Zeit kritisieren sie die wirtschaftlichen Beschränkungen. Darunter sind auch zwei Unternehmer, die ihre eigenen Geschäfte mit dem Westen infrage stellen. Diese sind Michail Fridman, einer der Gründer der Großbank Alfa-Bank, und Petr Awen, der Mitinhaber der Finanzinstitution.
Laut einem Bericht des Medienunternehmens Bloomberg von Dienstag habe Awen die Aktivitäten im Westen für falsch erklärt. Im Juli 2022 soll der Geschäftsmann einem Verhör im Londoner Flughafen unterworfen worden sein. Während des Gesprächs, das drei Stunden gedauert habe, sollen britische Zollbeamte Awen gefragt haben, warum er und andere Oligarchen Milliarden im Westen investiert hätten. Awen habe laut Bloomberg geantwortet, dass es ein Fehler gewesen sei. Darüber hinaus äußerte der Russe, er sei erstaunt, dass gegen ihn Sanktionen verhängt worden seien. Westliche Politiker und Geschäftsleute seien an der aktuellen Lage nicht weniger schuld als er oder andere russische Oligarchen. Außerdem erzählte Awen über eine Durchsuchung seines Hauses in London im Mai 2022, was “pyschologischem Druck” gleichgekommen sei.
Fridman, Awens Geschäftspartner, habe seine Geschäfte im Westen ebenfalls scharf unter Kritik gestellt, so Bloomberg weiter. Wörtlich erklärte er wie folgt:
“Heute sieht die Tatsache, dass wir in England investiert haben, wie ein kolossaler Fehler aus.”
Überdies hätten die Sanktionen Fridmans Leben im Vereinigten Königreich, wo er seit Jahren als Staatsbürger lebe, praktisch ruiniert. Letztlich habe er im Jahr 2022 nach Israel umziehen müssen. Nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Israel und der palästinensischen Hamas kehrte er Anfang Oktober 2023 nach Moskau zurück. Fridman sei nach eigener Formulierung keine andere Wahl gelassen worden, er sei vertrieben worden. Sein Leben in London beschrieb Fridman folgendermaßen:
“Ich musste jeden Abend zu Hause sein und mich zweimal pro Woche im Polizeibüro melden. Ich konnte auch nicht mit dem Auto fahren, sondern war auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, obwohl mein Haus weit von der U-Bahn entfernt ist. Ich durfte nicht einmal medizinische Leistungen bezahlen!”
Fridmans Rückkehr nach Russland hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow kommentiert. Ihm zufolge habe der Geschäftsmann das Recht, frei in das Land einzureisen, weil er russischer Staatsbürger sei. Der Präsident Wladimir Putin seinerseits bezeichnete westliche Sanktionen gegen russische Geschäftsleute mehrmals als Banditentum.
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