Der Gas- und Ölkonzern Wintershall Dea prüft derzeit die Optionen zum Ausstieg aus dem russischen Markt und ist dabei, das Personal auszufliegen. Dies teilte das Medienunternehmen RBK unter Verweis auf den Vorstandschef Mario Mehren mit, der an einer Pressekonferenz in Kassel zu den Finanzergebnissen des ersten Quartals 2023 teilnahm. Die Entscheidung sei endgültig und könne nicht revidiert werden, so Mehren. Er wird mit den Worten zitiert:
“Wir sehen in absehbarer Zeit keine Perspektiven mehr für eine Energiekooperation mit Russland. Unsere Entscheidung ist endgültig. Wir haben in den vergangenen Wochen begonnen, entsprechende Schritte einzuleiten.”
Den Rückzug aus Russland hatte Wintershall Dea bereits Ende Januar angekündigt. Das Unternehmen begründete diesen Schritt damals mit Maßnahmen der russischen Regierung – unter anderem dem Beschluss, Gaspreisobergrenzen einzuführen, bei deren Überschreiten der russische Energiekonzern Gazprom kein Gas von seinen Joint Ventures mit Wintershall Dea hätte kaufen dürfen.
Firmen aus Italien planen hingegen nicht, den russischen Markt zu verlassen. Wie RBK unter Berufung auf den Chef des italienischen Unternehmerverbandes GIM Unimpresa in Russland, Vittorio Torrembini, berichtet, blieben italienische Unternehmen im Land, obgleich sie mit enormen Schwierigkeiten bei ihren Aktivitäten konfrontiert seien. Bis auf Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor seien alle Firmen geblieben, sagte Torrembini während einer Industrieausstellung in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Einige hätten zwar die Zahl ihrer Mitarbeiter reduziert, aber niemand habe sich aus Russland zurückgezogen. Und er fügte hinzu:
“Russland ist ein großer Markt, er hat geopolitische und geoökonomische Bedeutung. Das ist nicht Nepal, das ist Russland.”
Kremlsprecher Dmitri Peskow gab seinerseits an, dass nur 120 von 1.404 ausländischen Firmen den russischen Markt nach dem Beginn der Sonderoperation in der Ukraine verlassen hätten. Aber selbst diejenigen, die den Rückzug angekündigt hätten, würden im Stillen die Bedingungen für eine Rückkehr thematisieren und “keine Brücken hinter sich abbrechen”, betonte er bei einem Auftritt im Rahmen des Bildungsmarathons Znanie.Russia (Kenntnis.Russland). Peskow stellte fest:
“Alles ist viel besser, als man es sich im kollektiven Westen vorzustellen versucht.”
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