Die politische Auseinandersetzung zwischen Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und FPÖ-Chef Herbert Kickl hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Anlass ist eine Äußerung Kickls bei seiner 1.-Mai-Rede am Linzer Urfahraner Markt, die nun juristische Konsequenzen nach sich zieht.
In seiner Rede bezeichnete Kickl Babler provokant als “linke Zecke” und kritisierte ihn scharf: Da Babler “in Wien das Sagen hat”, trauten sich die “linken Zecken” wieder aus ihren Verstecken – wobei Kickl die “linke Szene” als eine “aussterbende Art” darstellte. Diese Bezeichnung wertet Babler als ehrverletzend und reichte eine Strafanzeige wegen Beschimpfung ein.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat daraufhin die Aufhebung der Immunität von Herbert Kickl beantragt, um ein Strafverfahren gegen den FPÖ-Bundesparteiobmann einzuleiten. Kickl wiederum hat eine Gegen-Sachverhaltsdarstellung eingereicht und weist die Vorwürfe zurück. Die juristische Auseinandersetzung spiegelt die zunehmende Eskalation im politischen Diskurs wider.
Die FPÖ reagierte auf die Klage mit scharfer Kritik an Babler
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker bezeichnete Babler als “Glaskinn 2.0” und warf ihm übertriebene Empfindlichkeit vor. Hafenecker verwies auf die politische Tradition innerhalb der SPÖ, die angeblich von Christian Kern geprägt wurde, der bereits für seine “dünnhäutige” Art bekannt war. Er warf Babler vor, Konflikte lieber vor Gericht als im politischen Diskurs auszutragen, und bezeichnete ihn als “Prinzessin auf der Erbse”.
Hafenecker zog auch einen Vergleich zu Deutschland, wo Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im sozialen Netz mit juristischen Mitteln gegen Kritiker vorging. Dieses Vorgehen – unter anderem mit Hausdurchsuchungen – bezeichnete er als “unrühmliches Schauspiel” und warnte, dass solche Praktiken in der Politik fehl am Platz seien.
Die Fronten zwischen den Parteien in Österreich werden immer härter, und Beleidigungen landen immer öfter vor Gericht. Kritik wird immer weniger einfach hingenommen. Für manche gehört eine harte Sprache eben zum Politikalltag, andere finden das gefährlich und meinen, das könnte den Zusammenhalt zerstören.
Der Streit um Kickls “linke Zecke”-Aussage zeigt nicht nur den Konflikt zwischen SPÖ und FPÖ, sondern wirft auch die Frage auf, wie viel Meinungsfreiheit wirklich erlaubt ist und wie man mit Beleidigungen in der Politik umgehen sollte.
Mehr zum Thema – Unsicherer Gastransit durch die Ukraine: Droht Europa ein kalter Winter?