von Hans-Ueli Läppli
Die Rolle der Schweiz im Zusammenbruch der Credit Suisse (CS) und ihre Abhängigkeit von den USA werden im Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) eindrucksvoll offengelegt.
Der Fall der Credit Suisse zeigt, wie die Schweiz von einer unabhängigen Finanznation zu einem Erfüllungsgehilfen der USA wurde. Der Prozess, der 2017 seinen Anfang nahm, hat mit den dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre eine neue Dimension erreicht.
Bereits 2017 war die Credit Suisse de facto pleite, wie die PUK detailliert dokumentiert. Trotz dieser finanziellen Schieflage wurde das Unternehmen durch regulatorische Erleichterungen und politische Toleranz am Leben gehalten.
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA), deren Aufgabe es ist, die Interessen der Schweiz zu wahren, drückte beide Augen zu, als es darum ging, frisches Kapital bei der CS zu fordern. Stattdessen wurden sogenannte “Filter” eingeführt, um massive Bilanzlücken zu kaschieren, während Boni und Dividenden weiter ausgeschüttet wurden.
Die Situation eskalierte im Herbst 2022, als die US-Behörden die Liquiditätsanforderungen für die CS-Amerika-Tochter drastisch erhöhten. Der dadurch verursachte Abfluss von Kundengeldern führte schließlich zum Zusammenbruch der Bank.
Im März 2023, während die Silicon Valley Bank in den USA zusammenbrach, zog die US-Regierung den letzten Hebel und veranlasste die Verschiebung des Jahresberichts der CS. Diese Maßnahme, die für eine systemrelevante Bank ohne Präzedenzfall war, löste Panik an den Finanzmärkten aus.
Rolle der FINMA im US-Verrat
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Schweizer Regierung standen vor einer unlösbaren Aufgabe: das internationale Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz zu wahren und die Stabilität der Credit Suisse zu sichern. 248 Milliarden Franken wurden in die Rettungsaktion gepumpt – ein Drittel des Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Doch ein großer Teil dieses Geldes floss nicht in die Stabilisierung der Credit Suisse als Ganzes, sondern wurde gemäß den Anweisungen der Federal Reserve direkt für die Rettung der amerikanischen Tochtergesellschaft verwendet.
Die Schweiz, die einst stolz auf ihre Souveränität und Neutralität war, trat in diesem Moment nicht als unabhängige Akteurin auf, sondern als Vasall der USA. Die US-Behörden diktierten, wie die Schweiz ihre Finanzpolitik zu gestalten hatte, und die Schweiz folgte ohne Widerstand.
Verlust der Souveränität
Der Bericht der PUK enthüllt die tragische Wahrheit: Die Schweiz hat nicht nur Milliarden in eine gescheiterte Bank investiert, sondern auch ihre Souveränität verloren. Statt die Kontrolle über ihre Finanzmärkte zu behalten, hat die Schweiz sich den Interessen einer ausländischen Großmacht untergeordnet. Ein Land, das sich von fremden Behörden vorschreiben lässt, wie es mit seiner eigenen Wirtschaft umgehen soll, verliert seinen Status als souveräner Staat.
Der Credit-Suisse-Crash ist nicht nur ein finanzielles Desaster, sondern auch ein Offenbarungseid für die Schweiz. Der Verlust der Unabhängigkeit und die Bereitschaft, als Werkzeug der USA zu agieren, sind ernüchternde Zeichen für ein Land, das sich einmal als Neutralitätspionier verstand. Heute ist die Schweiz zum willfährigen Helfer der USA geworden.
Die Frage, die sich stellt, ist, wie oft ein Land solche Demütigungen ertragen kann, bevor es endgültig aufhört, ein souveräner Staat zu sein. Der Zusammenbruch der Credit Suisse und die Rolle der Schweiz in diesem Drama werfen ein düsteres Licht auf die Zukunft der nationalen Unabhängigkeit und die Wahrung der finanziellen Souveränität.
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