Die US-Regierung hat vorgeschlagen, chinesischen Fluggesellschaften auf Routen zwischen China und den Vereinigten Staaten den Überflug des russischen Luftraums zu untersagen. Hintergrund ist der Wettbewerbsvorteil, den chinesische Airlines derzeit genießen. Durch die kürzeren Flugstrecken über Russland sparen sie Treibstoff und Zeit, während US-Fluggesellschaften auf längere Umwege angewiesen sind.
Das US-Verkehrsministerium begründet den Vorstoß mit erheblichen nachteiligen Auswirkungen für amerikanische Airlines. Das geplante Verbot betrifft ausschließlich Passagierflüge ‒ Frachtflüge bleiben unberührt. Betroffen wären unter anderem Air China, China Eastern, Xiamen Airlines und China Southern. Hongkonger Gesellschaften wie Cathay Pacific wurden im Entwurf nicht berücksichtigt.

Die Maßnahme reiht sich ein in die wachsenden wirtschaftlichen Spannungen zwischen Washington und Peking. In dieser Woche verschärfte China die Kontrollen für den Export seltener Erden, die für zahlreiche US-Industrien strategische Bedeutung haben.
Die Aktien der chinesischen Airlines reagierten am Freitag leicht negativ. Air China fiel um 1,3 Prozent, China Southern um 1,8 Prozent und China Eastern um 0,3 Prozent. Die staatlichen Gesellschaften kämpfen seit der Pandemie mit anhaltenden Verlusten.
Seit 2022 sind US-Fluggesellschaften vom Überflug russischen Luftraums ausgeschlossen. Russland reagierte auf das US-Verbot mit eigenen Restriktionen, während chinesische Airlines diese Sperre umgehen und so ihren Vorteil auf transkontinentalen Routen ausbauen konnten. US-Airlines warnen, dass direkte Ostküstenflüge nach China ohne Überflug des russischen Luftraums wirtschaftlich kaum tragfähig seien. Passagierplätze müssten freigehalten und Frachtkapazitäten reduziert werden.
Der Vorstoß fällt in eine Phase, in der Boeing über den Verkauf von bis zu 500 Jets nach China verhandelt – ein potenziell bedeutender Durchbruch in einem Markt, der aufgrund der Handelskonflikte seit Jahren stagniert. Präsident Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping werden Ende Oktober zu einem bilateralen Treffen in Südkorea erwartet, bei dem Handel und Luftfahrt im Zentrum stehen dürften.
Das US-Verkehrsministerium gibt den betroffenen chinesischen Airlines zwei Tage, um Stellung zu nehmen. Ein endgültiger Erlass könnte bereits im November in Kraft treten.
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