Kiew arbeitet weiter an Plänen zur Zerstörung der russischen Krim-Brücke in den nächsten Monaten oder bis Ende des Jahres, sagte der Leiter des ukrainischen Hauptnachrichtendienstes (GUR), Kirill Budanow, am Freitag in einem nationalen Telemarathon. Man arbeite derzeit “hart” an diesen Plänen, die auch Angriffe mit Langstreckenraketen beinhalten, sagte er und fügte hinzu, dass “ein umfassender Ansatz” erforderlich sei.
Er antwortete damit auf die Frage eines Journalisten, ob die Verbindung zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland in naher Zukunft zerstört werden könnte.
Auf die Nachfrage, ob mit “naher Zukunft” die nächsten Monate bis spätestens Ende 2024 gemeint sind, antwortete Budanow:
“Das würde mir auch gefallen. Wenn man sich die nahe Zukunft so ansieht, gibt es Chancen (für die Zerstörung der Krim-Brücke).”
Hohe Beamte, darunter der ukrainische Staatschef Wladimir Selenskij, haben die wiederholten Versuche ihres Landes, die Brücke zwischen der Halbinsel Krim und der Region Krasnodar zu zerstören, damit begründet, dass sie für das russische Militär von großem logistischem Wert sei.
Andererseits hatte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wassili Maljuk, in einem TV-Interview im Frühjahr des laufenden Jahres eingeräumt, dass die Brücke kaum noch für militärische Transporte genutzt werde, seit Russland der Landweg über die Gebiete Cherson und Saporoschje auf die Krim zur Verfügung steht. In dem besagten Interview hatte Maljuk die Verantwortung für die bisherigen Anschläge auf die Brücke übernommen und Details ihrer möglichen Ausführung offenbart.
Wegen der permanenten ukrainischen Drohungen und der allgemeinen Gefährdungslage hat Russland die Sicherheitsvorkehrungen für die Brücke verschärft und sperrt die Durchfahrt bei drohenden Luftangriffen. So meldet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti auch am Sonnabend, dass aktuell mehr als 1.100 Autos vor der Zufahrt Schlange stehen, um die Krim-Brücke vom Kuban-Brückenkopf aus zu passieren. Die Wartezeit betrage derzeit mehr als drei Stunden.
Die Krim-Brücke (auch Kertsch-Brücke genannt) wurde im Jahr 2020 fertiggestellt. Im Jahr 2014 stimmte die Krim in einem Referendum für den Beitritt zu Russland, nachdem im selben Jahr ein von den USA unterstützter Putsch in Kiew Erfolg hatte.
Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 hat Kiew eine Reihe von Versuchen unternommen, die Brücke zu zerstören, unter anderem durch vom Westen gelieferte Langstreckenraketen, mit Sprengstoff beladene Marinedrohnen und in Fahrzeugen geschmuggelten Sprengstoff. Bei den bisherigen Anschlägen wurde die Brücke zweimal beschädigt, wobei beide Male mehrere Zivilisten getötet wurden.
Im Mai wurden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zehn von den USA gelieferte ATACMS-Raketen auf einer Flugbahn in Richtung Krim-Brücke abgeschossen.
Moskau hat die westlichen Waffenlieferungen an Kiew verurteilt und davor gewarnt, dass sie den Konflikt nur verlängern und die westlichen Länder zu Konfliktparteien machen. Russische Beamte vermuten außerdem, dass Kiew seine Sabotage- und Bombenangriffe aufgrund seiner Misserfolge auf dem Schlachtfeld intensiviert hat.
Im April erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, dass Kiew angesichts der Rückschläge an der Front “versucht, Grenzgebiete einzunehmen und zu besetzen, teils mit Mehrfachraketen friedliche Gebiete und die Energieinfrastruktur angreift und versucht, die Krim-Brücke und die Halbinsel selbst mit Raketen anzugreifen”.
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