Die EU-Sanktionen gegen Russland sollten so streng sein, dass es zu einer Wiederholung der Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg komme, schrieb kürzlich die tschechische Parlamentsabgeordnete Miroslava Nemcova in einem inzwischen gelöschten Beitrag auf X. Russen feierten den Jahrestag der Befreiung Leningrads, obwohl sie nicht feiern, sondern die Blockade noch einmal erleben müssten, fügte sie hinzu.
Am 8. September 1941 hatte die Blockade Leningrads (heute Sankt Petersburg) durch die deutsche Wehrmacht begonnen, die fast 900 Tage dauerte. Am 27. Januar 1944 wurde die Stadt vollständig von der Roten Armee befreit. Die Belagerung forderte über eine Million Menschenleben. Die überwiegende Mehrheit starb an Hunger und nicht durch Artillerie- und Bombenangriffe.
Nemcova warf Russland vor, einen “hybriden Krieg gegen den Westen” zu führen und “die Ukrainer zu vernichten”. Darüber hinaus begrüßte sie die Verlängerung der antirussischen Sanktionen, die die EU jüngst vereinbaren konnte.
Czech MP Miroslava Němcová dreams of a new invasion of Russia“Today, the EU expanded sanctions against Russia. We don’t allow pinching. Russia is waging a hybrid war with the West and destroying Ukrainians. As we remember the victims of the Holocaust and witness the genocide of… pic.twitter.com/e08UXRNytB
— Saint Javelin (@saintjavelin) January 29, 2025
Auf Medienanfrage am Freitag reagierte der Kremlsprecher Dmitri Peskow auf die Auslassungen der tschechischen Politikerin. Es gebe viele sogenannte Hitzköpfe, die wahrscheinlich selbst nicht verstünden, was sie redeten, meint er. Und weiter:
“Ich glaube nicht, dass wir ihnen Beachtung schenken müssen, obwohl dies darauf schließen lässt, dass es tatsächlich noch immer viele Russophobiker unter den Politikern gibt, auch in Tschechien, deren Zustand wahrscheinlich an Wahnsinn grenzt.”
In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti äußerte sich auch Sergei Perminow, der im russischen Föderationsrat das Gebiet Leningrad vertritt, zu der Angelegenheit. “Der öffentliche Appell der tschechischen Staatsbürgerin Nemcova stellt sie gemäß der geltenden russischen Strafgesetzgebung auf eine Stufe mit Kriegsverbrechern”, betont der Parlamentsabgeordnete. Dafür sei eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren vorgesehen, gab Perminow an. Er führte aus:
“Eine ‘Wiederholung’ der Blockade zu wünschen, der in unserer Stadt eine Million Menschenleben zum Opfer fielen, ist Neonazismus.”
Es gehe dabei um die Verhöhnung des Andenkens unschuldiger Menschen, die durch Faschisten getötet worden seien, so der Politiker weiter. Sie hätten auch auf tschechoslowakischem Boden Gräueltaten begangen, bis das Land von sowjetischen Soldaten befreit worden sei.
Am 27. Januar, dem Tag, an dem die EU-Mitgliedsstaaten die Strafmaßnahmen gegen Russland um weitere sechs Monate verlängerten, feierten russische Städte den 81. Jahrestag der Befreiung Leningrads. Mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen erinnerte Russland an die Opfer und den Widerstand der Bevölkerung. Präsident Wladimir Putin nahm in Sankt Petersburg an Kranzniederlegungen und Gedenkfeiern teil.
In seiner Ansprache erinnerte Putin daran, dass diese Tragödie fast zweieinhalb Jahre gedauert habe und in ihrem Ausmaß an Grausamkeit und Zynismus beispiellos gewesen sei. Die Belagerung Leningrads sei ein ebenso monströses Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie der Holocaust, die Todeslager und die Strafaktionen der Nazi-Kollaborateure gegen die Zivilbevölkerung. Hierbei betonte Russlands Präsident:
“Der Feind plante, die Stadt vom Erdboden zu tilgen, sie einzukesseln und durch Bomben- und Artillerieangriffe zu zerstören und die Zivilbevölkerung einfach verhungern zu lassen. Es waren die bewussten, dokumentierten Absichten der Nazis, Pläne zur systematischen Vernichtung und Ausrottung Tausender und Abertausender wehrloser Menschen.”
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